Wie man sein Inneres Kind wiederfinden kann
Bonn - Der Begriff des Inneren Kindes stammt aus der Psychotherapie und ist aktuell im Trend – kaum ein Ratgeber oder Lifestyle-Magazin kommt ohne ihn aus. Aber was steckt eigentlich dahinter? Und wie kann uns das Innere Kind tatsächlich zufriedener machen?
Veröffentlicht am 02.08.2021 – SpiriteaHTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Wenn man sich mit den Themen Zufriedenheiten und Achtsamkeit beschäftigt, kommt man in der aktuellen Ratgeberliteratur an einem Begriff nicht vorbei: Dem Inneren Kind. Man soll sein Inneres Kind finden oder die Welt mit seinen Augen sehen, um ein zufriedener Erwachsener zu werden. Aber was bedeutet dieser Ausdruck eigentlich?
Das Konzept des Inneren Kindes stammt aus der Psychotherapie und wurde unter anderem von dem katholischen Theologen und Psychologen John Bradshaw sowie den Psychotherapeuten Erika Chopich und Margaret Paul geprägt. Es beschreibt unsere unbewussten und ungefilterten Gefühle, die oft durch Erlebnisse in unserer Kindheit geformt wurden. Man könnte diese auch mit dem bekannten "Bauchgefühl" umschreiben. Beispielsweise fühlt man sich manchmal wütend oder trotzig und weiß gar nicht genau, weshalb. Diese Emotionen könnten vom Inneren Kind gelenkt sein.
Die Arbeit mit dem Inneren Kind beginnt grundsätzlich damit, sich dessen bewusst zu werden. Versuche wahrzunehmen, was du in bestimmten Situationen fühlst und überlege, wie diese Gefühle mit deiner Kindheit zusammenhängen könnten. Ein möglicher Startpunkt könnte sein, prägende Situationen aus der Kindheit aufzuschreiben. Wichtig ist dabei, negative Erfahrungen nicht auszulassen: Wurdest du als Kind oft abwertend behandelt? Vielleicht fühlst du dich deshalb heute oft unsicher. Auch die Traumatherapie setzt oft beim Inneren Kind an – suche dir dazu aber auf jeden Fall die Unterstützung eines Psychotherapeuten.
Ist dieser Schritt getan, versteht man seine Emotionen oft besser und kann sie beinahe von außen betrachten. Das macht gelassener und zufriedener.
Ein weiterer Ansatz kann es sein, die Welt bewusst mit den Augen des Inneren Kindes wahrnehmen zu wollen. Erkennt man die Emotionen, kann man sie begrüßen und für sich nutzen. Kinder entscheiden instinktiver, sind offener und sehen die Welt ohne den Filter gesellschaftlicher Konventionen. Versuche nicht darüber nachzudenken, was "man" in einer bestimmten Situation tun sollte, sondern höre in dich hinein und folge dem, was du tun möchtest. Kinder sind neugierig. Schaue dir deine Umgebung genau an: Was möchtest du über die Dinge um dich herum erfahren? Was weißt du noch nicht? Ein solcher Blick auf die Welt führt zu mehr Wertschätzung und du kannst dankbarer sein für das Leben, das du führst. Wenn es dir schwerfällt eine Verbindung mit deinem Inneren Kind aufzubauen, kannst du einen Brief aus seiner Sicht schreiben: Wie würde es deine Gefühle beschreiben? Wie nimmt es deine Umwelt wahr? Was wünscht es sich? Dieser Perspektivwechsel kann dir viele Erkenntnisse über dich selbst liefern. Eine andere Möglichkeit ist es, Dinge wieder zu tun, die du früher gerne gemacht hast. Welche Hobbys hattest du? Lohnt es sich, wieder mit dem Zeichnen oder Reiten anzufangen? Vielleicht spürst du wieder die Begeisterung, die du auch als Kind in dir hattest.
Die Auseinandersetzung mit dem Inneren Kind kann also dabei helfen, sich selbst besser zu verstehen. Und sie kann die eigene Lebensqualität verbessern. Zum Beispiel, wenn man weniger auf das hört, was von außen an einen herangetragen wird, sondern mehr auf das, was aus dem eigenen Inneren kommt. Das Innere Kind kann helfen, das Wunder des Lebens und Erlebens wiederzuentdecken – und schenkt so neuen Lebensmut.