Nicht nur ein Wort

Endlich wieder Halleluja!

Jerusalem - Nach 40 Tagen Fastenzeit ist es wieder so weit: Wir können wieder Halleluja singen! Schwester Gabriela Zinkl blickt in der Osterzeit auf dieses mächtige sowie vielseitige Wort – das kann einem auch den Atem rauben.

Veröffentlicht am 10.04.2023 – Spiritea

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Woran erkennt man ein typisches Osterlied? Am Halleluja! Denn nach den 40 Tagen der Fastenzeit ohne Halleluja (und ohne Gloria) ist mit dem Ostersonntag endlich der Zeitpunkt gekommen, aus Freude über die Auferstehung Jesu von ganzem Herzen ein Halleluja anzustimmen. Die Liturgie der Kirche verzichtet von Aschermittwoch bis Ostern ganz bewusst auf Gloria und Halleluja. Der Sinn dahinter ist die Vorbereitung und Wegbereitung auf die Karwoche und die heiligen drei Tage, in denen das Leidens und Sterbens Jesu gedacht wird. Zu dieser Zeit der Besinnung, der Buße und des Verzichts, in Anlehnung an 40-tägige Fastenzeiten im Alten Testament und an Jesu Zeit in der Wüste, passt kein Jubelruf. Von daher setzt die Reduzierung, also das komplette Weglassen dieses einen Wortes im Gottesdienst, in den Gebeten und Liedern einen besonderen Akzent. Das alles hat seinen Sinn: Schon in den ersten Jahrhunderten des Christentums war der Halleluja-Ruf zum Evangelium einer der Höhepunkte der Messfeier. Das Halleluja wurde bald melodisch ausgestaltet. Wer so ein vertontes Halleluja heute hört, lauscht den Klängen immer noch ehrfürchtig. Ab dem 5. und 6. Jahrhundert bürgerte es sich allmählich ein, das Halleluja wegen seiner Festlichkeit in der Fastenzeit zu streichen.

"Halleluja" ist nicht nur ein Wort. Es ist viel mehr: Es kann Freudenschrei sein oder auch Seufzer der Erleichterung. Der Halleluja-Song des jüdischstämmigen Liedermacher Leonard Cohen weckt bei vielen Gänsehaut-Stimmung und gehört wohl zu den meist gecoverten Liedern. "Halleluja" ist ein hebräisches Wort. Genau genommen ist dieses eine Worte schon ein ganzer Satz für sich, der ein Glaubens- und Gottesbekenntnis ausdrückt. Übersetzt heißt der liturgische Freudengesang der jüdisch-christlichen Tradition "Preist JHWH" (mit Umschreibung des Gottesnamens) oder "Lobet Gott". Die hebräische Endung "-ja" ist die Kurzform des Gottesnamens JHWH oder Jahwe. Die erste Silbe "hallel" steht für das Loben und Preisen. Schon in den Gebeten und in der Liturgie des Alten Testaments hat das Halleluja eine wichtige Funktion. Es steht oft am Anfang und am Ende von Psalmen und dient dort als Überschrift oder auch als Schlusswort am Ende des Gebets. Es will also sagen: Vergiss nicht: "Lobe Gott" oder "Lobt Gott!" Es darf angenommen werden, dass das Halleluja im jüdischen Synagogengottesdienst schon früh einen wichtigen Platz einnahm: als Eingangs- und Schlussruf oder als Antwortgesang beim Vorbeten der Psalmen des Alten Testaments. Im Neuen Testament kommt das Halleluja erst ganz am Schluss vor: im Buch der Offenbarung des Johannes. Dort taucht es auf als eine Art neuer Hymnus: die Geretteten jubeln mit Halleluja dem Lamm als Sieger über Babylon zu (Offenbarung des Johannes 19,1.3.6).

Ein lateinisches Messbuch ist an der Stelle des Halleluja aufgeschlagen.
Bild: ©adobestock/Kent Johansson (Symbolbild)

Halleluja: ein so mächtiges Wort.

Über die Bibel, vor allem über die Psalmen als Gebete ist das Halleluja in die Liturgie der Kirche aufgenommen worden und hat heute seinen selbstverständlichen Platz in Gebeten und Liedern. Es ist schon besonders, dass dieses Wort unübersetzt geblieben ist. Damit ist das Halleluja für Christen auch ein international verbindendes Codewort und Glaubensbekenntnis. Seit dem 3. und 4. Jahrhundert ist das Halleluja im liturgischen Psalmengesang des frühchristlichen Gottesdienstes bezeugt, im Stundengebet, in der Eucharistiefeier, als Akklamation (Zustimmung). Heute, im Zuge der letzten Liturgiereform, spielt das Halleluja in der Messfeier einen wichtige Rolle: Es ist der einleitende Ruf vor dem Evangelium, mit dem die Gemeinde den im Evangelium gegenwärtigen Christus verehrt. Allein schon das "-ja" ist dabei unheimlich wichtig: Denn damit akzeptieren wir die Präsenz Gottes mitten unter uns. Ist das denen, die das Halleluja sprechen oder singen, überhaupt bewusst?

In der Fastenzeit ist dieser Jubelgesang ganz bewusst ersetzt durch einen einfachen Liedruf, den sogenannten "Tractus". In der Osterzeit ist es endlich vorbei mit der Halleluja-Pause während der siebenwöchigen Fastenzeit. In der Osteroktav, der Woche nach dem Ostersonntag, gibt es sogar noch eine Steigerung: am Ende des Gottesdienstes antworten wir "Halleluja, Halleluja!"

Wenn es einem die Sprache verschlägt

Auch das Halleluja ist also ein Glaubensbekenntnis in Kurzform: "Preiset Gott", "Lobet Gott!". Im Halleluja bekennen wir, dass Christus durch sein Leben, seinen Tod und seine Auferstehung unser Gott ist. Und wenn wir es am Ostersonntag nach langer Abstinenz endlich wieder singen, verkünden wir, dass der Gekreuzigte lebt und die ganze Schöpfung am Sieg des Lebens über den Tod teilhaben lässt. Da müsste es einem doch eigentlich den Atem und die Sprache verschlagen, angesichts dieser frohen Botschaft!

Deshalb muss man eigentlich richtig fragen, nicht nur: Woran erkennt man ein Osterlied? Sondern: Woran erkennt man einen Christen, eine Christin? – Ganz einfach: am Halleluja, aus Freude über den auferstandenen Christus. Hier geht es nicht um eine oberflächliche Freude, sondern um jene österliche Freude, die um die Wirklichkeit von Leiden und Sterben weiß. Ist dafür nicht das Halleluja das treffendste Wort, dieser Freude Ausdruck zu verleihen? Halleluja, Jesus lebt! Dafür sei Gott Lob und Dank.

von Schwester Maria Gabriela Zinkl

Die Autorin

Schwester Dr. Maria Gabriela Zinkl SMCB ist Borromäerin im Deutschen Hospiz St. Charles in Jerusalem und arbeitet als Dozentin für Kirchenrecht und als Pädagogin. Für "Spiritea" schreibt sie regelmäßig Texte über  Themen rund um Spiritualität und Glaubensalltag.

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