Ein kleines Naturwunder

Inspirierendes Unkraut: Was wir vom Löwenzahn fürs Leben lernen können

Bonn - Leuchtend gelbe Farbtupfer im frischen Grün der Wiesen – überall sieht man im Frühling den Löwenzahn blühen. Das Wildkraut bringt so manchen Gartenbesitzer zum Fluchen. Dabei ist es ein Sinnbild für Lebensfreude.

Veröffentlicht am 15.05.2023 – Spiritea

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Es gibt Dinge im Leben, die kann man nicht ändern. Man kann nur versuchen, sich mit ihnen zu arrangieren. Das gilt auch für den Löwenzahn. Mit der Frühlingssonne und der lauen Luft beginnt die Pflanze mit ihren knallgelben Blüten nun wieder überall zu sprießen – und schert sich nicht darum, ob sie dort willkommen ist oder nicht.

Schnell bemühen sich Gartenbesitzer, dem unerwünschten Kraut den Garaus zu machen. Tipps finden sich zuhauf in Gartenmagazinen und im Internet. Doch die robuste Pfahlwurzel der kleinen Pflanze, die sich einen Meter und tiefer ins Erdreich vorarbeiten kann, trotzt vielen Versuchen. Selbst in kleinsten Fugen und hintersten Ritzen findet Löwenzahn neuen Lebensraum.

Dennoch sollte der Griff zu Unkrautvernichtern unterbleiben. Wer Löwenzahn unbedingt entfernen möchte, sollte die Pflanzen samt der Wurzel mit einem Löwenzahnstecher entfernen, sagt Janice Pahl vom Naturschutzbund NABU. Und: Einige Exemplare sollten dennoch auf einem Teil des Rasens wachsen dürfen, "Wildbienen, Schmetterlinge & Co. werden es danken".

Heilpflanze mit wertvollen Wirkstoffen

Denn Löwenzahn ist im Frühling eine wichtige Futterquelle für bedrohte Insekten. Das erste satte Gelb nach den Wintermonaten hat auf sie eine geradezu magische Anziehungskraft. An den Blüten finden sie reichlich Pollen und Nektar. "Für Hummelköniginnen, die nach der Winterstarre auf Nahrungssuche sind, ist der Löwenzahn dann eine wichtige Nektarpflanze", erklärt Pahl. Auch Meerschweinchen und Kaninchen lassen sich die grünen Blätter gern schmecken.

Aber nicht nur Tieren tut die Pflanze gut; deshalb sollte man das entfernte Grünzeug nicht einfach in die Biotonne werfen. Der gemeine Löwenzahn – lateinisch: Taraxacum officinale – ist eine alte europäische Heilpflanze. Sie enthält wertvolle Inhaltsstoffe – Vitamine, Bitter- und Mineralstoffe. So kann der Löwenzahn laut NABU so manche Vitaminpille ersetzen.

Bild: ©Andreas P/Fotolia.com

Löwenzahn wird zu Pusteblume: ein Sinnbild für so vieles.

Viele Menschen nutzen Löwenzahn deshalb für eine Frühjahrskur in Form von Tees oder Extrakt. Die nussig-herben Blätter der Powerpflanze können ebenso als Salat gegessen werden und Smoothies bereichern. Auch der selbsternannte "Extrembotaniker" Jürgen Feder wirbt in seiner "Kleinen Kräuterkunde" für das schmackhafte Grün. Löwenzahn, von dem es hierzulande weit über tausend verschieden Arten gebe, habe achtmal so viel Vitamin C wie Kopfsalat. Der kulinarischen Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt, wie ein Blick ins Internet zeigt – von Löwenzahn-Käsetorte, Löwenzahnsirup bis Löwenzahnbier reichen die Vorschläge, wie man sich das grüne Kraut schönessen und -trinken kann.

Dabei ist jede einzelne Pflanze nicht nur aufgrund ihrer zähen Pfahlwurzel ein kleines Naturwunder. Schmetterlingsgleich erleben die gelben Blumen nach ein paar Nächten eine wundersame Verwandlung. Am Vortag noch erblüht in leuchtendem Gelb, zieht sich die Blüte abends nach ein paar Tagen zusammen. Die Samen, je nach Blütengröße etwa 50 bis 200, sind am Blütenboden bereits angelegt. Über Nacht wachsen ihnen kleine Fallschirme mit weißen Puscheln. Bei trockenem Wetter öffnet sich die Blume – und die beschirmten Samen stehen zum Abflug bereit.

Geht der Wunsch in Erfüllung?

Kaum ein Kind kann dem Drang widerstehen, eine solche "Pusteblume" zu pflücken und mit einem kräftigen Luftstoß in alle Himmelsrichtungen zu befördern. Wie beim Kerzenauspusten auf dem Geburtstagskuchen wünschen sie sich oft etwas dabei. Aber auch Erwachsene lassen sich von der Verwandlung und der Leichtigkeit berühren. So ist die Pusteblume ein beliebtes Motiv auf weltlichen Trauerkarten – ein Sinnbild dafür, dass die Seele nach dem Tod in neue Gefilde aufbricht und alle Erdenschwere hinter sich lässt.

"Lernt den Löwenzahn lieben" – das rät der Gartenphilosoph Karl Foerster (1874-1970). Dann entpuppt sich die bisweilen als lästig empfundene Allerweltspflanze vielleicht sogar als inspirierender Lebenskünstler. Mit ihrer Energie, der Fähigkeit loszulassen, sich vertrauensvoll treiben zu lassen und irgendwo einen neuen Ort für sich zu finden.

von Angelika Prauß (KNA)

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