Welche Sorgen und Ängste die Generation Z umtreiben
Nürnberg - Kaum eine Generation der vergangenen 40 Jahre war in Deutschland so vielen Krisen ausgesetzt wie die heutige Jugend. Ihr Ruf leidet unter Klimaprotesten und Internet-Trends. Psychologe Christian Krauß findet das unfair.
Veröffentlicht am 10.07.2023 –HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Junge Menschen sind zu radikal. Sie wollen nicht mehr arbeiten, ihre Sprache verkommt, und sowieso hängen sie nur am Handy. Die Generation Z – also all jene, die zwischen 1995 und 2009 geboren wurden – kommt in gesellschaftlichen Debatten häufig nicht gut weg. Und das, obwohl ihre Jugend geprägt ist durch Pandemie, Krisen und Umbrüchen. Der Psychologe Christian Krauß kann dieses schlechte Image nicht nachvollziehen. Seit mehr als 20 Jahren ist er in der Jugendhilfe tätig und leitet seit zehn Jahren die Erziehungsberatung des Caritasverbands in Nürnberg. Er weiß um die Sorgen, Ängste und Nöte von jungen Menschen. Außerdem sei er immer wieder überrascht, wie reflektiert viele Teenager sind, berichtet er im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Die Corona-Pandemie, der Klimawandel und nun der Krieg in der Ukraine haben junge Menschen stark geprägt. Diese Sorgen, aber auch Hoffnungen von Jugendlichen standen im Mittelpunkt der "Woche für das Leben". Die beiden großen Kirchen richten sie im April aus – unter dem Motto "Generation Z(ukunft). Sinnsuche zwischen Angst und Perspektive".
Viele Teenager, die zu Krauß in die Beratung kommen, sehen sich laut dem Experten mit den großen Themen des Lebens konfrontiert: Ängste vor Verlust durch den Tod eines geliebten Menschen, Zerwürfnisse von Freundschaften, Armut und Diskriminierung. In den Gesprächen könnten sie meist sehr genau benennen, was sie fürchten und anschaulich über fehlenden Halt in Beziehungen erzählen. Gewachsen ist in den vergangenen Jahren seiner Erfahrung nach vor allem ihr Bewusstsein für Chancengleichheit in der Gesellschaft. So machten sich viele Jugendliche zunehmend Gedanken über die eigene Bildung und Faktoren wie das Einkommen, um später gut durchs Leben zu kommen.
Auch Probleme in der Familie oder in der Schule spielten eine große Rolle, genauso wie das Gefühl, hinter den eigenen Lebenswünschen zurückzubleiben oder eine unbeliebte, alleine gelassene Persönlichkeit zu entwickeln. Diese Themen verknüpften viele Minderjährige mit dem Zeitgeschehen: Angesichts zunehmender Krisen und der Inflation wachse etwa die Sorge, arbeitslos zu werden oder keine Wohnung zu finden, sagt Krauß.
Allerdings zeigen sich die meisten Jugendlichen im Hinblick auf die kommenden Jahre nach den Worten des Psychologen optimistisch: Sie machen sich Sorgen um die Welt im Allgemeinen und um die Gesellschaft, weil sie langfristig eher einen Abbau als Aufbau wahrnehmen. "Sich selbst sprechen sie allerdings optimistische Erwartungen zu." Das entspricht den Ergebnissen einer kürzlich von der Krankenkasse Barmer veröffentlichten Studie. Demnach blickt der Großteil der Minderjährigen in Deutschland positiv in die Zukunft, und auch die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben ist nach wie vor hoch.
Kriege und Klimawandel größte Sorgen
Am meisten sorgen sich die Befragten laut Erhebung um Kriege, den Klimawandel, die Umweltverschmutzung, Energiekrisen und Armut. Aber auch das Artensterben, Krankheiten, knapper Wohnraum, Bildung und die Arbeitsplatzsuche bereiteten ihnen Kummer. Befragt wurden für die Studie im Oktober vergangenen Jahres bundesweit 2.001 Mädchen und Jungen zwischen 14 und 17 Jahren.
"Jugendliche wollen sich in die Familie und in die Gesellschaft integrieren", sagt Krauß. Viele absolvierten einen Bundes-Freiwilligendienst oder ein Freiwilliges Soziales Jahr, die auch seitens der Caritas vermittelt und betreut werden. Diese Jugendliche wollten das soziale Klima unmittelbar begleiten und wertvolle Mitmenschlichkeit erweisen. Diejenigen, die auf Krauß zukämen, seien gewillt, an ihrer Identität zu arbeiten. Sie suchten Rat, weil sie merkten, dass in ihrer Normalität etwas nicht stimme. "Das, was einem widerfährt, muss kein unausweichliches Schicksal sein", betont er. In der Beratung gehe es um Selbstbestimmtheit, Selbsthilfe, Zusammenhalt und Verantwortung. Mit Unterstützung könne man stets bessere Entscheidungen treffen, ist er sich sicher.
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