Auch wir können ein Hoffnungsschimmer sein

Das geheimnisvolle Licht: Rätselhaft und lebensnotwendig

Jerusalem - Morgens wecken Sonnenstrahlen Schwester Gabriela Zinkl. Dabei fällt ihr ein: Das Licht hat eine lange Strecke hinter sich. Die Lichtgeschwindigkeit: geheimnisvoll und rätselhaft – und es steckt noch so viel mehr hinter all den Lichtstrahlen unseres Lebens.

Veröffentlicht am 25.09.2023 – 

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Frühmorgens läutet der Wecker, ich öffne die Augen und blinzle verschlafen ins erste Licht. Im milden Schein der Morgendämmerung beginnen auch die Farben in meiner Umgebung langsam aufzuwachen und sich vorzubereiten, damit sie durch das Sonnenlicht in ihrer ganzen Pracht leuchten. Bald wieder wird die Sonne alles erhellen, auch wenn Wolken am Himmel sein sollten.

Das natürliche Licht am Morgen, das einen nach kurzen Nächten manchmal allzu sehr stört, hat schon eine lange Strecke hinter sich, bis es bei mir durch das Fenster ankommt: Das Licht legt in der Sekunde 299.792.458 Meter zurück. Das sind sagenhafte 300.000 Kilometer pro Sekunde! Mit dieser unglaublichen Geschwindigkeit kommt das Licht der Sonne bei uns an. Jeden Morgen wieder aufs Neue. Was für ein Ereignis und Geschenk! Meistens bin ich mir dessen gar nicht bewusst, auch nicht, wenn ich auf einer Bank im Freien sitze und den Sonnenschein genieße.

Sterne als Abbild der Vergangenheit

Von allen physikalischen Grundkonstanten ist das Licht die geheimnisvollste. Je mehr Wissenschaftler dem Licht auf die Spur zu kommen versuchen, desto rätselhafter wird es. Licht erscheint mal als Welle, mal als Teilchen. Licht lässt sich nicht einfangen. Ein Lichtstrahl kehrt nicht mehr zurück, sondern bewegt sich stets weiter. Wenn er auf schwarze Umgebung trifft, fällt er ins Leere. Die Sterne und Galaxien, die wir in der Nacht am Himmel sehen, sind im gleichen Moment schon wieder ein Bild der Vergangenheit, denn das Licht, das sie ausstrahlten, brauchte ja eine Weile, bis es bei uns ankam. Inzwischen hat sich dort wie bei uns schon wieder einiges gedreht und getan. Da wundert es nicht, dass diese und jede Lichterscheinung am Nachthimmel schon wieder einige Lichtjahre entfernt ist.

Manche Physiker verstehen Lichtteilchen vor allem als Träger von Informationen und das ganze Weltall als gigantischen Lichtspeicher mit verschiedensten Lichtquellen. Nichts geht verloren, weil alles permanent Licht abstrahlt – und Licht geht nun mal nicht verloren. Dazu passt auch die astronomische Erkenntnis, dass sich die Welt immer weiter ausdehnt. Es läuft gegen unendlich. Für das Licht bedeutet das nichts anderes, als dass es immer weiter und weiter reisen kann. Lichtsekunde um Lichtsekunde, Lichtjahr und Lichtjahr. Das ist faszinierend und im Letzten dennoch nicht zu begreifen, greifbar schon gar nicht.

Zwei ausgestreckte Hände, im Hintergrund ein Kreuz
Bild: ©adobestock/paul (Symbolbild)

Auch im Glauben spielt das Licht eine große Rolle.

Wie Wasser und Luft ist auch das Licht für alle Geschöpfe lebensnotwendig. Im Licht sehen, leben und wachsen wir. Unsere Sprache ist voller Lichtmetaphorik: Als Neugeborene krochen wir aus dem dunklen Bauch der Mutter und erblickten das Licht der Welt. Es gibt Lichtgestalten unter uns Menschen, manche haben einen Heiligenschein, nicht wenige warten auf die Erleuchtung. Bei hellem Verstand und im rechten Licht betrachtet haben wir das Glück, lichte Augenblicke zu erleben. Und wenn alles nicht weiterhilft, schalten wir jede Menge künstliche Lichtquellen ein, von der Lichterkette bis zur romantischen Kerze.

Trotz des vielen künstlichen Lichts, das uns Tag und Nacht in U-Bahn-Schächten, Bahnhofstoiletten, OP-Sälen, Auto-Scheinwerfern, PC-Monitoren und Handy-Taschenlampen umgibt, lohnt sich die Erinnerung an den Anfang. Damals, als es noch keinen Strom und kein Licht aus der Konserve gab. Da existierte nur das Licht der Sonne und des Feuers. Natürliches Licht pur. Diesem Licht wohnt ein ganz besonderer Zauber inne. Deshalb haben die Menschen von Anfang an das Licht mit dem Göttlichen in Verbindung gebracht.

Licht als Hoffnungsschimmer

Die Heilige Schrift ist voll von solchen Licht-Gedanken und -Worten. Im Buch Genesis am Beginn des Schöpfungsberichtes ist das Licht das Erste, das Gott erschuf. Allen Religionen ist die Begrüßung der Sonne am Morgen, Gebete, Lob und Dank für das Licht in der Dunkelheit gemeinsam. Das Licht ist für uns ein Hoffnungsschimmer. Wir spüren intuitiv: Gott sendet das Licht seiner Gegenwart in unsere Dunkelheiten. Auch die Mystiker schreiben davon, dass das Licht Gottes und Seine Erleuchtung anders ist als alles, was wir sonst kennen. Diejenigen Menschen, die nach einer Operation, einem Unfall oder Ähnlichem eine Nahtod-Erfahrung erlebten, berichten davon, dass sie ein helles Licht sahen, das auf sie wartete. Wenn wir Christen für die Verstorbenen beten, dass ihnen das ewige Licht leuchten möge, passt das alles sehr gut, nicht nur, weil es unsere Hoffnung ausdrückt.

Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde; die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser. Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht.      Gott sah, dass das Licht gut war. Gott schied das Licht von der Finsternis   und Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis nannte er Nacht. Es wurde Abend und es wurde Morgen: erster Tag. (Genesis 1,1-5)

So viel Licht ist um mich jeden Tag. Sonnenlicht, Lichter und Lampen aller Art. Und auch liebe Menschen, die für mich ein Lichtblick sind, mir Freude und Hoffnung schenken, manchmal gerade dann, wenn es dunkel ist.

Auch ich kann so ein Hoffnungslicht sein für andere, ganz direkt und unmittelbar und nicht etwa viele Lichtjahre weit entfernt. Mache dich auf und werde Licht!

von Schwester Maria Gabriela Zinkl

Die Autorin

Schwester Dr. Maria Gabriela Zinkl SMCB ist Borromäerin im Deutschen Hospiz St. Charles in Jerusalem und arbeitet als Dozentin für Kirchenrecht und als Pädagogin. Für "Spiritea" schreibt sie regelmäßig Texte über  Themen rund um Spiritualität und Glaubensalltag.

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