Die Farben von Weihnachten – das steckt dahinter
Jerusalem - Welche Farbe "hat" Weihnachten? Ganz klar rot – zusammen mit weiß und grün. Schwester Gabriela Zinkl erklärt, warum es kein Zufall ist, dass diese Farben die Advents- und Weihnachtszeit prägen – gesellschaftlich und kirchlich.
Veröffentlicht am 18.12.2023 –HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Meine Freundin Ilona sieht im Advent und Weihnachten ganz klar rot. Sie ist Floristin und weiß am besten, dass die Farbe Rot zu Weihnachten Hochkonjunktur hat. In keinem anderen Monat verwendet und verkauft Ilona so viele rote Blumen, Beerensträucher, Schleifen und anderes Zubehör wie im Dezember. Tatsächlich, wenn ich mich in diesen Tagen umschaue, überall gibt es zwischen all dem Tannengrün, den Adventskränzen und Weihnachtsbäumen viele rote Farbakzente. Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt für rote Kerzen, Christbaumanhänger, Mützen, Schals, Geschenkpapier und Verpackungen aller Art. Spätestens im September wechselt die Farbpalette in Geschäften, Schaufenstern, Gärtnereien, Zeitschriften jedes Jahr langsam aber sicher in Richtung rot. Ansonsten taucht rot gehäuft nur auf im Februar zum Valentinstag und im Mai zum Muttertag. Aber Weihnachten, das ist grün und weiß und vor allem ganz viel rot.
Es ist kein Zufall, dass diese Farben die Advents- und Weihnachtszeit prägen. In ihrem ursprünglichen Sinn haben sie jede Menge mit der Bedeutung von Jesu Geburt zu tun. In unseren Breiten gehören zum Dezember ein Adventskranz und ein Tannenbaum, beides am besten aus echtem Tannengrün. Wir freuen uns nicht nur über die typische dunkelgrüne Farbe, sondern auch über den Duft. Denn Weihnachten duftet für mich vor allem nach Tannengrün, Mandarinen und Zimtsternen.
Die Farbe der Hoffnung
Grün ist in allen Kulturen der Welt und seit alters her die Farbe der Hoffnung und des Lebens. Bereits vor der Verbreitung des Christentums waren immergrüne Pflanzen ein wichtiges Symbol für die Hoffnung auf Ende des Winters. Im Christentum erhielt der Baum im Paradies eine tragende Rolle als grüne Pflanze. Im Laufe der Jahrhunderte entstanden Paradiesspiele, in deren Zentrum ein grüner Baum mit roten Früchten stand, von denen die Menschen im Paradies naschten. Die Paradiesspiele wurden später aber vom Krippenspiel abgelöst, aus den Paradiesspielen blieb aber die Tradition von Weihnachtsbäumen zum Fest und von grünen Tannenzweigen am Adventskranz erhalten.
Neben den grünen Tannenzweigen sind im Dezember und zu Weihnachten viele Kerzen weiß. Diese Farbe setzt wichtige Akzente, nicht nur für Freunde modernen Designs. Weiß wird der Monat Dezember durch den Schnee, der für viele das i-Tüpfelchen in der Advents- und Weihnachtszeit ist. Weiß ist traditionell auch das Symbol für Reinheit und Unschuld. Im christlichen Kontext steht es für die Menschwerdung Gottes als unschuldiges neugeborenes Kind. Gedanklich nicht allzu weit davon entfernt ist das weiße Unschuldslamm als Symbol dafür, dass Jesus Christus für uns gestorben ist. In der Liturgie der Kirche ist weiß die Farbe all jener Feste, die sich auf Christus beziehen, besonders also Weihnachten und Ostern. Hinzu kommen andere Christusfeste und Feste der Engel. Ab Heiligabend bis 6. Januar trägt der Priester in der Liturgie ein weißes Messgewand, von einigen Ausnahmen zu besonderen Festen abgesehen. Die Wochen von Advent bis Weihnachten sind im Gottesdienst der Kirche allerdings eher lila oder besser gesagt violett. Denn das ist die klassische Symbolfarbe für Buße und Umkehr, eine Bedeutung, die in den letzten Jahrzehnten ergänzt wurde durch lila als Symbolfarbe der Frauen- und Feminismusbewegung. Einen besonderen Farbakzent setzt der 3. Adventssonntag Gaudete mit rosa. Die Farbnuance aus rot und weiß soll ein Hoffnungsschimmer sein, dass die lange Zeit des Wartens und Hoffens auf das Kommen eines Erlösers bald vorbei ist, denn Weihnachten ist nahe.
Die Diva unter den Farben
Während das dunkle Grün die Farben und Kerzen am Adventskranz erst richtig strahlen lässt und weiß ein Basisfarbton ist, der alle anderen Farben mehr zum Leuchten bringt als sie verdrängt, ist rot eindeutig die Diva unter den Weihnachtsfarben. Rot steht im Dezember für den Lieblingsheiligen aller Kinder, den heiligen Nikolaus, der am 5. oder 6. Dezember kommt und aus Nächstenliebe gute Gaben verteilt. Früher der Nikolaustag der eigentliche Tag für Geschenke. Rot ist die Farbe von Rosen, Kirschen, die Verpackung für manche Pralinen und von Coca Cola, dem süßen braunen Brausegetränke. Dessen Werbestrategen hatten vor vielen Jahrzehnten die Idee, den Nikolaus als winterlichen rot-weiß gekleideten Weihnachtsmann um die Welt zu schicken und das eisgekühlte Getränk zu verschenken. Davon ist unsere Wahrnehmung bis heute stark geprägt.
Am allerbesten kommt rot aber immer noch zur Geltung an Weihnachten, nämlich als roter Apfel oder rote Kugel am Christbaum in unseren Wohnungen, Kirchen und auf vielen Plätzen. Das Rot geht zurück auf die Frucht am Paradiesbaum, die der Einfachheit halber oft als Apfel dargestellt wurde, in Anlehnung an mögliche Paradiesfrüchte wie Granatapfel oder Feige, wegen ihres rot gefärbten Inneren. Rot steht für Blut, Hingabe und vor allem für die Liebe. Deshalb ist Rot die passendste Farbe für Weihnachten, mitten unter allen Symbolen, Farben und Dekoartikeln. Denn rot ist die Liebe. Und aus Liebe zu uns Menschen hat Gott seinen Sohn in unsere Welt gesandt. Deshalb dürfen wir uns freuen über all die roten Kugeln am Tannenbaum.
Die Autorin
Schwester Dr. Maria Gabriela Zinkl SMCB ist Borromäerin im Deutschen Hospiz St. Charles in Jerusalem und arbeitet als Dozentin für Kirchenrecht und als Pädagogin. Für "Spiritea" schreibt sie regelmäßig Texte über Themen rund um Spiritualität und Glaubensalltag.
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