Schweben wie durch ein anderes Universum

Glücksgefühle ganz besonderer Art – Schwimmen ist so viel mehr

Bonn - Sommer, Sonne, Schwimmen , für viele gehört das einfach zusammen. Dabei geht es längst nicht nur um Körperertüchtigung und Abkühlung an heißen Tagen. Gedanken zu einem nicht nur sommerlichen Vergnügen.

Veröffentlicht am 24.06.2024 – 

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Im Freibad seine Bahnen ziehen, nach der Schule mit Freunden im See baden, im Urlaub das Meer genießen – gerade im Sommer packen Jung und Alt ihre Badesachen ein, um im kühlen Nass abzutauchen und zu entspannen. Für Kristine Bilkau und Bonnie Tsui ein Grund, in ihren Büchern "Wasserzeiten" und "Warum wir schwimmen" einen tiefgründigen Blick auf diese beliebte Form der schwerelos anmutenden Art der Fortbewegung zu werfen.

Bilkau ist passionierte Freizeitschwimmerin – zu allen Jahreszeiten. Der Funke sprang bei der Hamburgerin an einem Badetag auf Bornholm über. "Ich war durch und durch glücklich. Auf eine besondere, intensive Art", erinnert sie sich in ihrem poetisch anmutenden Essay. Sie spürt der Frage nach, "was es mir wirklich bedeutet: zu schwimmen". Und sie erinnert sich an die ersten Schwimmversuche mit ihrem Vater. "Jemandem das Schwimmen beizubringen, das ist ein Akt der Fürsorge, manchmal auch der Liebe. Es ist etwas Bleibendes."

Ab ins Wasser für einen klaren Kopf

Heute erlebt Bilkau das Schwimmbecken nach eigenen Worten unter anderem als Rückzugsort, an dem sie in Ruhe nachdenken kann. "Sobald ich einige Bahnen geschwommen war, spürte ich, wie dieses Durcheinander aus Gedanken, Ideen und Sorgen sich nach und nach beruhigte und ordnetet und wie ich mich meinem Alltag wieder gewachsen fühlte, Zuversicht hatte."

Bonnie Tsui kennt diesen reinigenden, klärenden Effekt beim Schwimmen. Das Eintauchen ins Wasser erzeuge neben einem Gefühl von Freude und körperlichem Wohlbefinden auch eine innere Ruhe. "Manchmal möchte man schwimmen, bis man ganz leer im Kopf ist", schreibt die US-Autorin. Wenn sie vom Schwimmen zurückkehre, habe das Wasser viele Alltagsbelastungen weggewaschen, beobachtet die bekennende Wasserratte.

Bild: ©katholisch.de/ msp (Symbolbild)

Ob im Meer oder im Schwimmbad: Schwimmen ist so viel mehr.

Für Bilkau ist ein Schwimmbecken zudem ein Ort des besonderen Miteinanders. Menschen teilten dort das Glück, im Wasser zu sein, und es werde ein feines Netz an Begegnungen geknüpft. Schwimmen habe auch ein kontemplative Elemente: Das körperliche Bewusstsein rücke in den Hintergrund, und es trete ein losgelöster Zustand ein, "wenn das Schwimmen meditativ wird und ich wie durch ein anderes Universum schwebe".

Solche intensiven Momente kennt auch Tsui. "Indem man seinen Rhythmus im Wasser findet, entdeckt man eine neue Daseinsform in der Welt, man ist im Fluss", schreibt sie. Die gleichmäßige Atmung mache aus dem Schwimmen eine "bewegte Meditation". Damit kann für Tsui der Aufenthalt im Wasser auch eine Art religiöse Übung sein – ein konzentriertes In-der-Gegenwart-Sein. Durch die routiniert ablaufenden Bewegungen können Gedanken auf Wanderschaft gehen. Solche Tagträume sind ihrer Überzeugung nach wichtig, um Probleme zu lösen und kreativ zu werden.

Verbundenheit mit dem Körper

Ein weiterer Grund für Glücksgefühle im Wasser ist laut Tsui das Gefühl der Entgrenzung und der Geborgenheit zugleich. Wenn man sich auf die Verbundenheit zwischen dem eigenen Körper und der Umgebung einlasse, beginne die Trennlinie zwischen beiden zu verschwinden: "Ich bin allein, aber ich fühle mich nicht einsam." Schwimmen tue man für sich, in einer Art selbstgewählten Isolation. Diese könne in der heutigen Zeit, "wo man immer und überall verbunden ist", ein Segen sein. Zugleich biete das Wasser die Chance, vom Alltag abzutauchen.

Dessen blaue Farbe hat für Tsui eine besondere Magie."Aus der Ferne glänzt und glitzert es wie ein funkelndes, flüssiges Juwel." Wenn man dann ins Wasser eintauche, erwache etwas – "wie ein neuer Sinn, den wir entdecken".

Umso trauriger ist es, wenn Menschen auf diese positiven Effekte verzichten müssen. Wenn marode Schwimmbäder schließen oder durch Personalmangel reduziert öffnen, versiegt auch eine Quelle an Glück und Zufriedenheit, mahnt Bilkau. Bäder und Schwimmmöglichkeiten zu erhalten, ist für die Autorin deshalb eine Frage der Wertschätzung. "Schwimmbäder sind fast nie profitabel", gibt sie zu bedenken. Dennoch seien sie ein wichtiges soziales Angebot für das Gemeinwohl mit der Möglichkeit für Freizeitgestaltung, Bewegung, Gesundheit, Erholung und Entspannung. Solche Orte "tragen eine Gesellschaft und können sie in Krisenzeiten zusammenhalten".

von Angelika Prauß (KNA)

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