Ein Ritual, das zelebriert werden will

Der Sonntagskuchen: Ein Symbol für Seligkeit

Grafschaft - Der Sonntagskuchen gehörte für Schwester Gabriela Zinkl schon immer dazu. Zwischen dem richtigen Rezept sowie der Liebe von Familie und Freunden ist er der Inbegriff der Seligkeit – und zeigt, warum der Sonntag für uns Christen so wertvoll ist.

Veröffentlicht am 17.06.2024 – 

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Ein schön gedeckter Tisch mit feinem Kaffeeservice, einer kleinen Vase voller Wiesenblumen und einem Sonntagskuchen als Krönung des Ganzen. Seit ich ein kleines Mädchen war, gehört für mich der Sonntagskuchen, am besten hausgemacht, zum Inbegriff der Sonntagsseligkeit. Der Sonntag ist für mich nicht nur ein Termin im Wochenkalender, ein heiß ersehnter Tag nach einer vollen Arbeitswoche oder ein kleiner Urlaubstag. Nein, der Sonntag ist etwas ganz Besonderes und der Sonntagskuchen setzt diesem Tag, rund um gemeinsamen Gottesdienstbesuch, Ausruhen, mal nichts tun oder etwas tun, das man sehr gerne macht, das Sahnehäubchen auf.

So ein Sonntagskuchen kann je nach Lust und Laune ganz unterschiedlich sein. Manche gehe dafür ins Kaffeehaus und gönnen sich dort diese kleine Portion Hochgenuss. Viel besser schmeckt der Sonntagskuchen aber zuhause, mit Familie, Freunden, Mitschwestern oder Mitbrüdern. Der Sonntagskuchen will nicht einfach mal so schnell und zwischendrin vernascht werden, wie man das vielleicht unter der Woche üblicherweise tut. Nein, ein echter Sonntagskuchen will zelebriert werden, genauso wie die Liturgie des Sonntagsgottesdienstes feierlicher ist als sonst unter der Woche, wie das Sonntagsfrühstück oder das Mittagessen am Sonntag gerne etwas länger und üppiger ausfallen darf. Denn der Sonntag ist einfach etwas Besonderes. Ein echter Sonntagskuchen will uns eine Freude bereiten, wenn man ihn mit anderen genießt, schmeckt er viel besser, egal ob am Esstisch, im Wohnzimmer, auf dem Balkon, der Terrasse oder beim Picknick. Nicht zu vergessen das Leuchten in den Augen der Bäckerin und des Bäckers, wenn es allen schmeckt und auch der letzte Krümel vernichtet ist. Die Sonntagsseligkeit, die so ein Sonntagskuchen zaubern kann, ist unbezahlbar, man kann sie um keinen Preis der Welt kaufen.

Ein Vater und eine Mutter haben ihre Kinder zwischen sich in die Kirchenbank gesetzt.
Bild: ©Fotolia.com/Rawpixel.com (Symbolbild)

Es sind klassische Rituale am Sonntag: der Gottesdienstbesuch – und später der Sonntagskuchen.

Was ist das ideale Rezept für den Sonntagskuchen? Man nehme je eine große Portion Liebe, Freude und Ausgeglichenheit, mische das in eine einfache, schnell zu bereitende Kuchenmischung nach Wahl und garniere das mit Früchten und Zutaten der Saison, gerne aus dem Garten oder nach Lust und Laune. Im Idealfall steht dann eine extra für den Sonntag liebevoll zubereitete Köstlichkeit auf dem Tisch, vielleicht ein Marmorkuchen, Apfelkuchen, Gugelhupf, Schokomuffins oder Waffeln. Es gibt hunderte Rezepte für den Sonntagskuchen, für jeden Sonntag des Jahres mindestens eines. Warum also nicht einfach mal anfangen und nach und nach einige ausprobieren? Das Schöne am Sonntagskuchen ist, dass es gar nicht um das perfekte Rezept geht. Die richtige Mischung muss jeder für sich selbst herausfinden, und sie kann jeden Sonntag eine andere sein. Der perfekte Sonntagskuchen ist individuell. Trotzdem ist er ein wichtiges Ritual und will zelebriert, gefeiert und kultiviert werden. Deshalb heißt er ja auch Sonntagskuchen.

Der Sonntag ist anders. Er reißt uns heraus aus dem sonstigen Getriebe. Er schenkt uns alle sieben Tage ganz bewusst Zeit. Der Sonntag ist für die meisten Gott sei Dank ein freier Tag. Er ist ein Geschenk! Ohne den Sonntag gäbe es nur Werktage. Der Sonntag erst macht uns zum Menschen, denn er lässt uns innehalten. Ansonsten würden wir irgendwann zu gefühllosen Hamstern oder Robotern mutieren. Der Sonntag und mit ihm der Sonntagskuchen, Sonntagsgottesdienst, Sonntagskleidung und Sonntagsruhe sind wertvoll, auch wenn viele das auf den ersten Blick nicht sehen wollen, weil er wie ein leerer, unnützer Tag daher kommt. Für Christen ist der Sonntag ein heiliger Tag, ein Feiertag, er erinnert uns daran, dass Jesus am dritten Tag von den Toten auferstanden ist und dass wir als  Menschen alle Geschöpfe Gottes sind. Der Sonntag ist ein Geschenk Gottes an uns. Das sollten wir feiern, jede Woche, immer wieder sonntags. Wenn das mal kein Anlass für einen leckeren Sonntagskuchen ist!

von Schwester Maria Gabriela Zinkl

Die Autorin

Schwester Dr. Maria Gabriela Zinkl SMCB arbeitet in der Ordensleitung des Kloster Grafschaft. Sie pendelt zwischen Deutschland und Jerusalem, wo sie in der Lehre tätig ist. Für "Spiritea" schreibt sie regelmäßig Texte über Themen rund um Spiritualität und Glaubensalltag.

Treten Sie der Facebook-Gruppe von Spiritea bei!

Sie wollen sich über Spirituelles oder Tipps für ein gutes Leben mit Gleichgesinnten austauschen? Dann werden Sie Mitglied in der Facebook-Gruppe von Spiritea. Hier finden Sie wegweisende Texte, besinnende Impulse oder inspirierende Videos – Ihre neue Kraftquelle im Alltag.