Klinikclowns gehen zum Lachen auf die Palliativstation
Bonn - Hilft Humor tatsächlich heilen? Und hilft er auch Menschen, die mit einer schweren Krebserkrankung im Krankenhaus liegen? Auf diese Fragen haben die beiden Klinikclowns Robert und Danny eine klare Antwort.
Veröffentlicht am 10.06.2024 –HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Die Palliativstation der Bonner Uniklinik ist ein friedlicher Ort. Helle Räume, bunte Bilder an den Wänden und angenehme Ruhe. Dinge, die man auf einer Station für sterbende Menschen erwarten könnte. Eher unerwartet sind die beiden bunt gekleideten Männer, die vor einem Krankenbett stehen und munter die Melodie von Monthy Pythons "Always Look on the Bright Side of Live" pfeifen. Unerwartet? Ja. Fehl am Platz? Nein. Denn die bunten Männer sind die Klinikclowns Robert und Danny. Sie stehen den Patienten hier als Humortherapeuten zur Seite.
Eigentlich kennt man Klinikclowns eher aus der Kinderklinik, wo sie kleinen Patienten ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Aber ein Spaßmacher auf einer Station für todkranke Menschen? Dafür mussten sich die Clowns erst durchsetzen, erzählen Robert, der im echten Leben Rainer Kreuz heißt und Dominik Merscheid alias Danny. "Zu Beginn mussten wir Patienten und Mitarbeitern erstmal beweisen, dass wir nicht das klassische Klischee eines Clowns erfüllen", so Robert. Dazu gehöre etwa der Verzicht auf die Clownsnase und albernes Auftreten. Auch das Wort Klinikclown fällt selten. Auf der Palliativstation gehe es um eher therapeutische Interaktion mit den Patienten und vor allem um Sensibilität ihrer Situation gegenüber: "Unsere Arbeit hier könnte nicht jeder Klinikclown machen."
Angefangen hat die Clownerie auf der Palliativstation im Jahr 2016. Der Gründer der Stiftung "Humor Hilft Heilen", Eckart von Hirschhausen, und Lisa Linge-Dahl von der Bonner Station hatten damals die Idee, dass Humor auf sensible Art nicht nur in der Kinderklinik nützlich sein könnte. Stationsleiter Lukas Radbruch erinnert sich noch an die ersten Schritte der "humorvollen Begleiter", wie er sie nennt. "Als sie hier angefangen haben, gab es auch viele vorsichtige Gesichtsausdrücke bei den Mitarbeitern. Manche fanden das einfach schräg", so der Mediziner. Nicht jede Art von Humor sei schließlich für jeden Patienten brauchbar. "Aber am Ende stirbt niemand 24 Stunden am Tag. Dazwischen wird auch mal gelacht." Mittlerweile sieht der Mediziner die Clowns als echte therapeutische Maßnahme.
Auch im Stationsteam haben sich Robert und Danny etabliert, so Radbruch. Sie erfüllten professionelle Standards zu Schweigepflicht, Hygiene und Betriebsabläufen, einschließlich ordentlicher Breefings zu den Patienten vor jeder Schicht. Zudem habe das Projekt von Uniklinik und "Humor Hilft Heilen" auch wissenschaftlich bewiesen, dass die Clowns-Besuche Wirkung zeigen: "Dazu haben wir eine Studie bei 130 Patienten durchgeführt. Bei den Teilnehmern wurde deutlich, dass es ihnen nach dem Besuch der Humortherapeuten besser ging."
Bei den eigenen Mitarbeitern sei die heilsame Wirkung des Humors noch deutlicher geworden. Als Fortbildung für das Personal haben die Clowns Humorworkshops angeboten. Vorher und nachher wurden im Speichel der Mitarbeiter Glückshormone gemessen. "Der Laborant, der die Proben ausgewertet hat, dachte wir hätten den Mitarbeitern die Hormone zusätzlich verabreicht. Die Werte waren auffällig hoch", erinnert sich Robert.
Wenn Patienten mal nicht wollen
Aber was tut ein Humortherapeut, wenn ein Patient oder Angehöriger mal nicht glücklich ist, ihn zu sehen? Dann braucht es immer Respekt vor der Situation der Menschen, sind sich Robert und Danny einig. Dabei gehe es gerade bei Ablehnung auch darum, den Patienten ihren Freiraum und die Kontrolle zu lassen: "Am Ende ist auch ein Rausschmiss eine zwischenmenschliche Interaktion", sagt Robert. Freilich sei kein Patientengespräch wie das andere. Danny erinnert sich an einen jungen Mann, der die beiden Besucher vor die Tür gebeten hatte: "Dann haben wir auf dem Flur für andere Patienten Musik gemacht. Ein Pfleger hat sogar mitgesungen. Auf einmal ging die Tür auf und der junge Mann stand auf dem Flur, hat geklatscht und war begeistert."
Auch heute begrüßt sie eine Patientin, die beim letzten Besuch noch um ihre Ruhe gebeten hatte. Frau G. wird morgen in ein Hospiz auf dem Land überwiesen. "Hoffentlich gibt es dort keine Pferde. Von denen träume ich immer schlecht", erklärt sie den Humortherapeuten. Zusammen mit Robert und Danny singt die ehemalige Chorsängerin darauf ein Lied über Pferde auf dem Hospizflur. Die Stimmung ist gelöst. Wer die Clowns beobachtet, wie sie mit Kontrabass und Mini-Gitarre musizieren oder mit bunten Tüchern jonglieren, der denkt an alles, aber nicht an den Tod.
Für die Klinikclowns sind es solche Erlebnisse, die ihnen zeigen, wie wichtig ihre Arbeit ist. "Ich stelle immer wieder fest, dass die Momente, in denen wir im Zimmer sind, Momente der Leichtigkeit und des Spielerischen sind", sagt Danny. Um diese Leichtigkeit so oft es geht zu ermöglichen, hoffen alle Beteiligten darauf, dass die Clownerie für Kranke irgendwann zur Kassenleistung wird. Bis dahin wird in Bonn weiter so viel getan wie möglich, erklärt Radbruch: "Uns ist es das Wert. Wir geben für diese Therapieformen Fördergelder aus. Auch Humor Hilft Heilen unterstützt. Und ich probiere gerade, ob man auch Teile der regulären Klinikmittel verwenden kann. Weil ich finde, das gehört zur Patientenversorgung."
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