Worauf warten?

Fastenzeit: Aus dem unbestimmten "Irgendwann" wird ein "Jetzt"

Bonn - Den Worten Taten folgen lassen: Die Fastenzeit lädt Christinnen und Christen ein, innezuhalten und sich neu auf Gott auszurichten. Seine Gnade wartet auf uns – jetzt liegt es an uns.

Veröffentlicht am 10.03.2025 – 

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

"Hic Rhodus, hic salta": Dieser lateinische Ausspruch stammt aus einer Fabel des antiken griechischen Dichters Äsop. Sie erzählt von einem Fünfkämpfer, der überall prahlt, welche großartigen Leistungen er beim Weitsprung in Rhodos eingefahren habe. Und plötzlich ergreift einer der Umstehenden das Wort: "Hic Rhodus, hic salta – Hier ist Rhodos, und jetzt spring". Die großen Ankündigungen will niemand mehr hören. So, wie es auch in Goethes Faust heißt: "Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehen!"

"Hic Rhodus, hic salta": Manchmal hat man den Eindruck, dass dieses geflügelte Wort gut in die heutige Zeit hineinpasst. Im vergangenen Bundestagswahlkampf konnte man es wieder beobachten: Da werden zig Dinge angekündigt und vieles vollmundig versprochen. Aber was am Ende herauskommt, muss man abwarten.

Auch im Glauben scheint es manchmal so, als habe man es nur mit großen Ankündigungen zu tun. Was da alles versprochen wird: der große Tag des Herrn, das Leben in Fülle, das Fest am Ende der Zeiten. Und auf die Einlösung dieser Versprechen warten Christinnen und Christen noch heute. Da wollen wir auch lieber Taten sehen.

Nicht irgendwas für irgendwann

Ganz anders klingt, was der Apostel Paulus da am Aschermittwoch ausruft: "Siehe, jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; siehe, jetzt ist er da, der Tag der Rettung" (2 Kor 6,2). Aus dem unbestimmten "Irgendwann" wird bei Paulus ein "Jetzt". Er kündigt nicht irgendetwas für irgendeine Zeit an. Sondern Paulus macht ernst: Die Zeit der Gnade und der Tag der Rettung sind da.

Es geht nicht mehr um bloße Ankündigungen oder um eine Vertröstung auf eine unbestimmte Zukunft. Vielmehr sind wir heute in die Pflicht genommen, weil wir heute mit der Gegenwart Gottes konfrontiert werden. Heute dürfen wir seine Gnade und seine Rettung erfahren. Das muss unser Leben verändern – und zwar heute!

Zwei ausgestreckte Hände, im Hintergrund ein Kreuz
Bild: ©adobestock/paul (Symbolbild)

Gott ist bereit: Jetzt liegt es an uns, in die Fastenzeit einzutauchen.

Am Beginn der österlichen Bußzeit ist dieser Text des Apostels Paulus zu hören, der den Takt für die kommenden vierzig Tage vorgibt. Denn das Heute des Paulus prägt die ganze österliche Bußzeit. "Nun ist sie da die rechte Zeit, die Gottes Heil uns wiederschenkt", heißt es in einem Hymnus der Fastenzeit. Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade: Am Beginn der Fastenzeit gibt es 40 Tage geschenkt, in denen man sich ganz konkret auf Ostern vorbereiten soll. Das ist kein Blick in irgendeine ferne Zukunft.

Vielmehr gilt doch: Heute sind wir in die Pflicht genommen, jetzt müssen wir zeigen, wie ernst es uns mit dieser Vorbereitung ist. Man kann viel erzählen, auf was man in der Fastenzeit alles verzichten möchte. Aber jetzt ist sie da, diese heilige Zeit, und jetzt gilt es, derartige Ankündigungen auch konkret zu machen. Ebenso wie Gottes Zuwendung konkret ist: Sie wird besonders in dieser Zeit der Gnade und Neuausrichtung auf Gott erfahrbar.

Er schenkt seine Nähe besonders dort, wo Menschen sich ihm nähern, sich im Glauben auf ihn einlassen und "mit Entschiedenheit das Gute tun". Dort ist Gott in den nun beginnenden vierzig Tagen besonders nahe. In der Erfahrung von Vergebung und Versöhnung zeigt er, dass der Tag der Rettung nicht in weiter Ferne liegt, sondern sich hier und heute Bahn bricht.

Den Sprung in die Fastenzeit wagen

"Hic Rhodus, hic salta": Jetzt liegt es an uns, hineinzuspringen in diese heilige Fastenzeit, umzudenken, Ungesundes hinter sich zu lassen, vielleicht auch Belastendes zu klären. Es liegt an uns, die Vorbereitungen auf Ostern konkret werden zu lassen. Wenn wir uns darauf einlassen, wendet Gott sich uns in dieser Zeit der Gnade zu. Wir dürfen und sollen seine Gegenwart in den kommenden Wochen besonders suchen.

Und wir sollen seine Gegenwart auch für Mitmenschen erfahrbar werden lassen – wenn wir uns ihnen zuwenden, ihnen Gutes tun, ihnen mit aufrichtigem Herzen begegnen und ihnen vergeben und verzeihen, wo es nötig ist. Dann dürfen alle Menschen erfahren, dass Gott keine leeren Versprechungen macht, dass er nicht prahlt. Sondern dass er umsetzt, was er verspricht: dass er der Gott der Gnade, der Rettung und der Liebe ist.

von Fabian Brand (KNA)

Treten Sie der Facebook-Gruppe von Spiritea bei!

Sie wollen sich über Spirituelles oder Tipps für ein gutes Leben mit Gleichgesinnten austauschen? Dann werden Sie Mitglied in der Facebook-Gruppe von Spiritea. Hier finden Sie wegweisende Texte, besinnende Impulse oder inspirierende Videos – Ihre neue Kraftquelle im Alltag.