Eine theologische Betrachtung

Christi Himmelfahrt: Eine neue Heimat in Gott gefunden

Bonn - Aufzug, Rakete oder Liturgie-Trick? Der Gedanke an die Himmelfahrt Christi fasziniert jung und alt. Was einst mit Seil und Statue vorgespielt wurde, erklärt ein tieferes Geheimnis – und die Bedeutung des Kirchenfestes 40 Tage nach Ostern.

Veröffentlicht am 26.05.2025 – 

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Ohne Netz und doppelten Boden steigen manchmal Artisten empor, um in den höchsten Höhen ihre Kunststücke zu vollziehen. Das geschieht zur Unterhaltung und bringt nicht selten das Publikum zum Staunen. Auch mancher Musikstar hat sich schon aus größter Höhe abgeseilt, weil das die größten Effekte und beeindruckendsten Bilder erzielt. Ganz oben sein, das ist wichtig. Von oben hat man nicht nur den besten Überblick, sondern man schwebt wortwörtlich über den Dingen. Nicht umsonst heißt es: höher, schneller, weiter. Also immer höher hinauf, in weitere Sphäre entrücken, bis man irgendwann die Welt ganz und gar aus den Augen verloren hat.

Ohne Netz und doppelten Boden: Kinder haben eine reiche Fantasie, wenn es darum geht, sich die Himmelfahrt Christi vorzustellen. Schnell wird da gefragt, ob Christus mit dem Aufzug in den Himmel gefahren ist oder ob er dazu eine Rakete benutzt hat. Und natürlich ist es auch für Erwachsene nicht ohne Weiteres vorstellbar, dass ein Mensch einfach so in den Himmel auffährt.

Tricks oder Hilfsmittel?

Das provoziert Fragen: Wie ist das möglich? Welche Hilfsmittel wurden vielleicht verwendet, welche Tricks angewandt? In früheren Zeiten gehörte es zur Liturgie des Himmelfahrtstages, dass eine Statue des Auferstandenen bei der Verkündigung des Evangeliums vom Mesner auf den Dachboden der Kirche gezogen wurde. Ganz augenscheinlich wollte man nachstellen, was man eben nur gehört hatte.

So entschwand der Auferstandene vor den Augen der Gläubigen und wurde in den Himmel gezogen. Hätte man nur einen doppelten Boden gehabt, so dachten sich manche in einer Pfarrei, in der einmal eben jenes Seil gerissen ist. Krachend stürzte der Auferstandene zu Boden und zerschellte. Schade um die schöne Figur, aber die Gemeinde hat trotzdem die Himmelfahrt gefeiert. Denn diese hängt ja nicht an einer Skulptur, sondern ist ein Geheimnis des christlichen Glaubens.

Bild: ©stock.adobe.com/ratatosk

Mit Vertrauen fährt Jesus in den Himmel auf.

Christus, der auferstandene Herr, hat ein ganz besonderes "Netz" ausgespannt und einen doppelten Boden gelegt. Denn seine Himmelfahrt geschieht im Vertrauen auf Gott, seinen Vater: Ich gehe heim zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott – so sagt er es zu den Jüngern. "Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand, die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt", heißt es in einem Kirchenlied von Arno Pötzsch.

Dieses Vertrauen ist es, in dem Christus in den Himmel auffährt. Das Vertrauen, dass alles geschehen kann, was geschehen mag – weil Gottes Liebe größer ist, weil seine Sorge um uns Menschen stärker ist. Christus ist umfangen von dieser göttlichen Liebe, er lebt im Vertrauen und aus dem Vertrauen an Gott, seinen himmlischen Vater. Und seine Erhöhung am Fest Christi Himmelfahrt ist Ausdruck dieses Vertrauens: Da geht einer ganz in Gott ein, da lässt sich einer so auf Gott ein, dass er eine neue Heimat findet in ihm.

Vollendetes Werk

Christi Himmelfahrt meint nichts anderes als die Erhöhung des Menschensohnes zur Rechten des Vaters im Himmel. Nachdem er sein Werk auf Erden vollendet hat, lässt sich Christus vertrauensvoll fallen – und die Hände des Vaters fangen ihn auf. So lebt und herrscht er fortan in der Herrlichkeit des Himmels.

So ist dieses Fest auch eine Einladung an die heute lebenden Menschen: Wir sollen und dürfen uns mit Gott rückversichern. Wir sollen und dürfen unser Leben an ihn binden. Weil wir wissen, dass wir uns auch einmal fallenlassen dürfen. Dass es dann nicht mehr schlimm ist, wenn das Seil des Lebens reißt – weil Gott uns auffängt und in seiner Liebe birgt. Das ist die Botschaft von Christi Himmelfahrt: Gott ist in Christus an der Seite aller Menschen, bis zum Ende der Welt. In sein Leben dürfen wir unsere Hände legen – im Glauben, dass er es gut meint mit uns, und im Vertrauen, dass es gut wird.

von Fabian Brand (KNA)

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