Viel mehr Worte braucht es nicht

Ja und Amen sagt man nicht einfach so dahin

Grafschaft - Das "Ja" ist ein kurzes, aber machtvolles Wort – wenn es denn aus Überzeugung gesagt wird. Achtung aber vor Ja-Sagern, schreibt Schwester Gabriela Zinkl. So verhält es sich auch mit dem Wort "Amen", das noch viel kräftiger ist.

Veröffentlicht am 03.02.2025 – 

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Wie oft sage ich jeden Tag "Ja"? Wie oft "Nein" und wie oft "vielleicht"? Mal so, mal so. Wenn ich ehrlich bin, gehört dazu auch noch das Füllwort "ähm", das uns oft genug hilft, die kurze Nachdenkpause bis zu einer Entscheidung zu überbrücken. Je nachdem klingt das "ähm" dann nachdenklich, mal mit Fragezeichen, mal mit Ausrufezeichen. Auch ein "naja" hilft meinem Gegenüber nicht unbedingt weiter, denn es klingt doch nur nach einem halbherzigen Ja. 

Das kleine, weil kurze Ja ist ein großes Wort. Denn es hat weitreichende Konsequenzen für mich und für den anderen. Das gesprochene "Ja" ist der verbale Handschlag für eine Abmachung, Zusage, einen Vertrag. Mein Ja ist ein klares Statement, ich beziehe Stellung, ich erkläre mich zu etwas bereit, ich verpflichte mich, etwas einzuhalten. Am bekanntesten ist sicher das Ja, das Braut und Bräutigam sprechen, um miteinander den Bund der Ehe schließen. Gerade wegen seiner vielen Konsequenzen gilt es als das Ja-Wort schlechthin. Denn die beiden Eheleute versprechen, den gemeinsamen Bund vor Gott ein Leben lang zu halten.

Wer mit Ja antwortet, bekommt meistens eine positive Reaktion zurück – außer vielleicht bei der Frage, ob man etwas angestellt hat. Das kleine Ja lässt andere aufatmen, zaubert meinem Ansprechpartner ein Lächeln ins Gesicht und ruft Dankbarkeit hervor. Nur bei typischen Ja-Sagern funktioniert das nicht, warum wohl? Ihnen sieht und merkt man an, dass sie ihr Ja mehr oder weniger genervt abgeben. Ihnen fehlt die bewusste Überzeugung zum Ja, sie sagen Ja aus Langeweile oder, was viel gefährlicher ist, aus Kalkül. Sie wollen jemandem hinterherlaufen und es ihm gleichtun, um ihm zu gefallen und ihn zufriedenzustellen. Solchen Typen fehlt es eindeutig an Aufrichtigkeit und Rückgrat. Also Vorsicht vor diesen Ja-Sagern! Am Ende sind sie nur von jemand anderem "gekauft". Auf so ein Ja kann man gerne verzichten.

So sicher wie das "Amen" in der Kirche

Das echte kleine Ja kann viel mehr, nämlich mich und andere motivieren: Ja, wir machen das! Ja, wir schaffen das! "Yes, we can!" "Yeah!" oder "Ja, wir haben es geschafft!", wie man es oft als typische Handbewegung mit abgewinkeltem Ellenbogen bei Fußballern oder Basketballern nach dem Tor oder Korbtreffer sieht.

"Ja, ich will." "Ja, so ist es." Katholisch gesagt, heißt Ja "Amen". Es ist das Wort, das wir in jedem Gottesdienst am häufigsten sprechen. Mal ist das Amen Zustimmung zum vorausgehenden Gebet des Priesters oder Vorbeters, mal ist es Antwort. Wenn im Gottesdienst keiner da ist, der an der richtigen Stelle das "Amen" sagt, dann fehlt etwas. Das Amen fehlt! Nicht von ungefähr heißt es, am "Amen" einer Kirchengemeinde erkennt man, ob sie mit dem Herzen dabei ist. Dabei geht es nicht um laut oder leise, um viele oder wenige Mitfeiernde. Der heilige Hieronymus (348/49-420) berichtete voller Begeisterung, dass das Amen in den Kirchen Roms wie ein himmlischer Donner klinge, so überzeugend kommt es aus dem Mund der Gläubigen.

Bild: ©stock.adobe.com/Halfpoint

Das "Amen" ist noch einmal kräftiger als ein "Ja".

Seit den Anfängen unserer christlichen Liturgie ist das "Amen" der häufigste Zuruf im Gottesdienst, eine Akklamation im Sinn einer Bestätigung. "Amen" kommt aus dem Hebräischen. Amen ist nicht nur ein bloßes Ja, sondern viel mehr. Amen ist mit Aktivität verbunden: "Ja, so ist es." "Ja, ich bin damit einverstanden." "Ja, so machen wir es." Das Amen ist kein halbherzig geflüstertes Ja im Sinne von "Kann sein". Es ist eine sehr starke Zustimmung, mehr noch eine feierliche Bekräftigung: Man grummelt ein Amen nicht einfach so vor sich hin, sondern tut damit sein Einverständnis kund. Schon der Apostel Paulus, selbst griechisch-jüdisch geprägt, machte sich für das "Amen" stark. Bis heute spielt es auch im Gebet und Gottesdienst des Judentums eine wichtige Rolle:

Denn Gottes Sohn Jesus Christus, der euch durch uns verkündigt wurde - durch mich, Silvanus und Timotheus -, ist nicht als Ja und Nein zugleich gekommen; in ihm ist das Ja verwirklicht. Er ist das Ja zu allem, was Gott verheißen hat. Darum rufen wir durch ihn zu Gottes Lobpreis auch das Amen.  (2 Kor 1,19-20)

Bedeutsam in allen drei Weltreligionen

Für uns ist "Amen" heute vor allem ein liturgisches Wort. Es wurde aus dem Alten Testament ins Neue Testament übernommen und fand von dort aus seinen Weg in den christlichen Gottesdienst als Ruf oder Antwort der Zusage und Bestätigung. Bis heute ist "Amen", arabisch auch eher als "Amin" ausgesprochen, ein Wort, das allen drei Weltreligionen, die auf Abraham zurückgehen, gemeinsam ist. Amen hat im Judentum, Christentum und Islam die gleiche Bedeutung und wird im Gottesdienst und Gebet gebraucht.

Genauso wie das Ja, ist das Amen nicht losgelöst. Man sagt es nicht einfach so dahin, ohne Kontext. Beide Wörter sind immer Antwort oder Bestätigung einer vorherigen Aussage oder Frage. Mit dem tiefgründigen Amen braucht es nicht viel mehr Worte. So gesehen ist "Amen" im Gottesdienst unser kürzestes Glaubensbekenntnis. Und wenn man den Glauben an den einen Gott auf den Punkt bringen will, sagt man am besten: Abba, Amen.

von Schwester Gabriela Zinkl

Die Autorin

Schwester Dr. Gabriela Zinkl SMCB ist Ordensschwester bei den Borromäerinnen und in der Ordensleitung in Kloster Grafschaft. Für "Spiritea" schreibt sie regelmäßig Texte über Themen rund um Spiritualität und Glaubensalltag. Sie ist promovierte Theologin.

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