Ergebnis vom mächtigen Feuer

Asche: Viel mehr als ein Abfallprodukt

Grafschaft - Asche – damit wollen wir Menschen nicht in Berührung kommen, sonst wird noch die Kleidung dreckig! Schwester Gabriela Zinkl hat einen anderen Blick auf das vermeintliche Abfallprodukt.

Veröffentlicht am 03.03.2025 – 

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Asche? Bleib mir bloß weg damit! – Das ist das typische Schicksal von Asche, an der sich keiner schmutzig machen und sie möglichst schnell loswerden will, egal ob von der Zigarette, vom Grill oder in einer Urne. Asche ist ein Abfallprodukt, das durch Verbrennung entsteht. Sie begegnet uns im Alltag als schwarz-grauer Rest eines romantischen Kaminfeuers, als verkohlter Haufen Lagerfeuer oder als Überbleibsel im Grill von der Party des Vorabends. Am traurigen Berg von Asche nach dem Brand eines Hauses oder an den Aschewüsten verkohlter Wälder haben höchstens Pyromanen ihre Freude. Jeder normale Mensch ist dagegen froh, dass es die Feuerwehr gibt, die Brände löscht und loderndes Feuer zu Asche werden lässt.  

Asche ist der letzte Rest von etwas, das vorher mal existierte und Eindruck machte. Asche ist das Ergebnis eines sehr zerstörerischen Prozesses, an dessen Ende so gut wie nichts mehr ist. Doch das täuscht. Natürlich ist das, was durch das Feuer verbrannt ist, unwiederbringlich vergangen, unumkehrbar. Trotzdem ist Asche nicht einfach nur Nichts oder nur Staub. Die Asche hat es in sich, das vermeintliche Abfallprodukt steckt voller Überraschungen, voller Energie. Asche eignet sich hervorragend als Dünger, ihre Mineralstoffe, die Reste der verbrannten organischen Substanz, sind die beste Nahrung für neues Leben, neues Grün. In der Asche steckt also viel mehr als wir denken.

Asche als Reinigungsprodukt

Wie wirksam Asche sein kann, wussten unsere Uromas und Uropas noch zu gut, denn sie benutzten sie – unglaublich, aber wahr – zum Reinigen. Ein Gemisch von Seife und Asche wirkte zum Schrubben von Wäsche und Fußböden wahre Wunder und war das biologische Waschmittel schlechthin. Vielen stumpf gewordenen Gegenständen im Haushalt verhalf Polieren mit Asche zu neuem Glanz. Auch wenn diese Reinigungsmethoden heute etwas aus der Mode gekommen sind, funktionieren sie nach wie vor.

Im Christentum spielt Asche zu Beginn der Fastenzeit eine wichtige Rolle. Der Aschermittwoch hat seinen Namen von der Asche, mit der einem ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet wird. Das Wort Asche stammt aus dem Althochdeutschen und hängt mit der Esse, dem alten Wort für Herd, wo etwas durch Feuer erwärmt wird und Asche als verbrannter Rückstand zurückbleibt.

Bild: ©Fotolia.com/Kris Black (Symbolbild)

Asche ist das Ergebnis eines (symbolträchtigen) Feuers.

Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet Asche, der schmutzige, hässliche und farblose Rest zum Symbol der vorösterlichen Bußzeit wird. Aus dem Alten Testament ist der Brauch überliefert, aus Trauer über den Tod eines Angehörigen Asche auf das eigene Haupt und über die Kleider zu streuen (2 Sam 13,19). Damit zeigt man öffentlich Trauer und Verlust, aber auch einen Neuanfang.

Woher stammt eigentlich die Asche, die am Aschermittwoch im Gottesdienst verwendet wird?

Damit hat es eine besondere Bewandtnis. Die Asche für die Liturgie stammt nicht von irgendeinem Schutthaufen, sondern von einem symbolträchtigen Feuer. Der Verbrennungsprozess, aus dem die Asche für den Aschermittwoch stammt, ist mindestens so bedeutsam wie das Ritual des Aschenkreuzes selbst. Dafür werden nämlich die Palmzweige vom vorherigen Palmsonntag sorgfältig verbrannt, zum Beispiel im Osterfeuer, und zu feiner Asche verwandelt. Dieser Vorgang steht symbolisch für den Tod und zugleich für die Erneuerung. Mit dieser Asche wird uns dann am Aschermittwoch ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet.

Das Aschenkreuz hat es also in sich:

  • Es steht unübersehbar für Verbranntes und Vergänglichkeit, damit wir uns bewusst werden, was für unser Leben wirklich Sinn macht, sich an etwas festzuhalten und nicht an Unnötiges zu klammern.
  • Asche ist auch Zeichen der Buße. Das alttestamentliche Ritual, sich als Zeichen der Trauer und Buße Asche auf sein Haupt zu streuen, weist auf die lange Tradition dieses öffentlichen Bußritus hin. Es geht auch darum, dass man mit der Sache ernst macht, auch deshalb darf das Aschenkreuz für ein paar Stunden ruhig mal ein sichtbares Zeichen meines Glaubens und meiner Einstellung zur Umkehr sein.
  • Es ist ein Symbol der Reinigung, so wie Asche als uraltes Hausmittel für Reinwerden und Reinigung steht. Nicht unbedingt als Frühjahrsputz, auf alle Fälle aber als Vorbereitung und Neu-Werden auf Ostern hin.
  • Es ist ein Symbol der Erneuerung und des Wachstums. Denn Asche ist der beste Dünger, auf dessen Grund neues Leben hervorgehen kann.

Die einfachen Zeichen sind oft die eindrücklicheren. Ein Kreuz aus Asche auf unserer Stirn, das nach ein paar Stunden schon wieder vom Wind verweht ist, steht am Beginn der Zeit, die uns auf den Höhepunkt unseres Glaubensbekenntnisses vorbereitet: auf Ostern. Man sagt so leicht dahin: Asche zu Asche, Staub zu Staub. Und doch steckt in der Asche viel mehr an Erneuerung und Aufbruch, als man es ihr ansieht.

von Schwester Gabriela Zinkl

Die Autorin

Schwester Dr. Gabriela Zinkl SMCB ist Ordensschwester bei den Borromäerinnen und in der Ordensleitung in Kloster Grafschaft. Für "Spiritea" schreibt sie regelmäßig Texte über Themen rund um Spiritualität und Glaubensalltag. Sie ist promovierte Theologin.

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