Die Farbe der Hoffnung ist grün

Gottes große Kraft: Was wir von Bäumen lernen können

Grafschaft - Bäume sind so verschieden und einzigartig wie wir Menschen, schreibt Schwester Gabriela Zinkl. Sie sind überlebenswichtig und können sogar Trost spenden. Ihren Wert kennt auch schon die Bibel.

Veröffentlicht am 02.06.2025 – 

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Sie sind da, zuverlässig und unaufdringlich. Sie stehen einfach herum, doch wir nehmen sie meistens gar nicht wahr. Dabei könnten wir ohne sie nicht überleben, denn sie produzieren den Sauerstoff, den wir zum Leben brauchen: die Bäume.

Wann habe ich zuletzt bewusst einen Baum in all seiner Größe und Farbenpracht wahrgenommen? Wann habe ich die Rinde eines Baumstamms betastet, ein Blatt in der Hand gefühlt oder nach oben in die Baumkrone geschaut? Es wird mal wieder Zeit, genau das zu tun und zwar ganz bewusst. Deshalb ein Vorschlag: Heute Abend, morgen Abend oder spätestens am Wochenende mache ich mich auf zum nächsten Wald, Park oder in den Garten, dorthin, wo es Bäume gibt. Denn ein Baum kann mir jede Menge von Gott erzählen. Ich muss mir nur Zeit nehmen und ihm zuhören.

Nichts ist je über Gott gesagt worden,
das nicht vorher schon besser gesagt worden wäre
durch den Wind in den Kiefern.

(Thomas Merton)

Jeder Baum ist ein Statement, genauso wie wir Menschen. Jeder Baum, unter den geschätzten 3 Billionen Bäumen auf dieser Welt, ist einmalig. Die Biologen haben bisher über 70.000 verschiedene Arten ausfindig gemacht und noch ist kein Ende in Sicht. Es gibt große, mittlere und kleine Bäume. Manche Bäume ragen schlank und kerzengerade in den Himmel. Bei manchen können wir ihre großen Wurzeln am Fuß des Stamms bestaunen, die jedes noch so schwere Straßenpflaster mit Leichtigkeit sprengen. Andere haben weit ausladende Baumkronen, spenden erholsamen Schatten und laden uns ein, uns gegen ihren Stamm zu lehnen. Manche Bäume wirken mit ihren bizarr geformten Ästen romantisch verspielt. Der Anblick von Palmen bringt uns sofort in Urlaubsstimmung. Dagegen ist Weihnachten ohne den Christbaum mit seinen grünen Nadeln nicht wirklich vollständig. Bäume sind ein kleines Paradies für Vögel und Eichhörnchen und erdulden mühelos die Kletterpartien der Kinder. Manche Bäume laden sogar dazu ein, in ihnen ein Baumhaus zu bauen oder an einem starken Ast eine Schaukel aufzuhängen.

Bild: ©Andrea Göppel

Jeder Baum erzählt uns auf seine eigene Art von Gottes großer Kraft.

Gut, dass es die Bäume gibt, nicht nur wegen ihres unsichtbaren Meisterwerks, der Photosynthese. Für uns Menschen kann allein schon der Anblick eines Baums tröstlich sein; dem sanften Wiegen der Blätter im Wind zuzuschauen, ist eine Meditation. Wenn wir genau und lange genug hinschauen, bringt uns jeder Baum zum Staunen: Was bin ich für ein kleiner Mensch, nur ein kleines und kurzlebiges Geschöpf im Vergleich zu jedem Baum? Wie viele Jahresringe, Jahreszeiten, dürre und regenreiche Jahre hat so ein Baum schon hinter sich und noch vor sich? – Das weiß nur Gott allein.

Gesegnet der Mensch, der sich auf Gott verlässt
und dessen Hoffnung der Herr ist.
Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist
und am Bach seine Wurzeln ausstreckt. 
Jer 17,7-8

Wie ein Baum sein, heißt, sich nicht so schnell umwerfen und aus der Ruhe bringen lassen – so predigte es der Prophet Jeremia schon im Alten Testament. Seitdem sind mehrere tausend Jahre vergangen. Obwohl uns die Bäume und die ganze Natur von Gott zur Fürsorge anvertraut sind, schenken wir ihnen heute oft genug kaum Beachtung, noch schlimmer: Wir beuten sie aus oder lassen es zu, dass viel zu viele Bäume um des Profits willen abgeholzt werden. Das ist schade und traurig.

Ein Appell

Jeder Baum ist ein Geschöpf wie wir. Bäume sind unsere Mitgeschöpfe. Jeder Baum ist ein lebendiges Wesen, viel mehr als nur ein Rohstoff. Wir sind dazu aufgerufen, zusammen mit den Bäumen und der ganzen Natur in das Lob Gottes einzustimmen, so wie es uns die Vögel jeden Morgen vormachen:

Jubeln sollen alle Bäume des Waldes.
Ps 96,12

Jeder einzelne Baum ist eine lebendige Verheißung. Denn jeder Baum erzählt uns auf seine eigene Art von Gottes großer Kraft, egal, ob wir ihn nur eine Minute lang betrachten oder über die Jahreszeiten hinweg beobachten. In jedem Baum schlummert unendliches Potential, genauso wie in uns und allen anderen Geschöpfen. Deshalb ist jeder Baum eine lebendige Verheißung. Wir sollten uns viel öfter die Zeit nehmen, uns in den Schatten eines Baums zu setzen, in die Baumkrone hinaufzublicken, seine Rinde zu betasten und viel mehr. Jeder Baum erzählt uns eine große Geschichte von Gott. Und die Farbe der Hoffnung ist grün!

von Schwester Gabriela Zinkl

Die Autorin

Schwester Dr. Gabriela Zinkl SMCB ist Ordensschwester bei den Borromäerinnen und in der Ordensleitung in Kloster Grafschaft. Für "Spiritea" schreibt sie regelmäßig Texte über Themen rund um Spiritualität und Glaubensalltag. Sie ist promovierte Theologin.

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