Eine theologische Betrachtung zum Frauendreißiger

Glauben mit Verstand – Was man von Maria lernen kann

Bonn - "Man soll's nicht glauben": Ein Satz mit tieferer Bedeutung. Auch Maria glaubt in der Bibel nicht blind – sie fragt kritisch nach. Warum das ein starkes Vorbild für den heutigen Glauben ist.

Veröffentlicht am 18.08.2025 – 

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Man soll's nicht glauben: Diesen Satz hat ein Pfarrer einmal vorausgeschickt, bevor er erzählte, dass der Papst seinen Besuch in der Pfarrei angekündigt hat. Eine Person, die den Worten des Pfarrers lauschte, hat es trotzdem geglaubt und schon zu überlegen begonnen, wie man denn die vielen Menschen überhaupt in die kleine Dorfkirche bekommt. Der Lüge kann man den Pfarrer jedenfalls nicht bezichtigen, er hat es ja vorausgeschickt: Man soll's nicht glauben.

Ein bisschen Skepsis tut manchmal doch gut. Man soll nicht alles glauben und manches durchaus auf den Prüfstand stellen. Aber man soll es mit diesem kritischen Blick auch nicht übertreiben, nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Es ist gut, kritisch zu sein und das ein oder andere zu hinterfragen. Sonst ist man schnell in irgendeine Falle getappt oder einem Betrugsversuch aufgesessen.

Ein Engel mit schier unglaublichem Plan

Man soll's nicht glauben: Das hat sich vielleicht auch Maria gedacht, als plötzlich ein Engel in ihrer Wohnung in Nazareth auftaucht. Und dieser Engel hat dann auch noch eine relativ unglaubliche Botschaft für sie dabei: Maria soll Mutter von Gottes Sohn werden. Kein Wunder, dass Maria da ein bisschen skeptisch reagiert – so überliefert das Lukasevangelium, dass die erste Reaktion Mariens nicht begeistert war. Nachdem ihr der Engel Gabriel seinen Plan erklärt hat, stellt sie eine Rückfrage: "Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?" (Lk 1,34) Maria ist skeptisch, was das angeht, was ihr der Engel eben geschildert hat.

Man soll nicht alles glauben: Diesen Ratschlag kannte man auch damals in Nazareth schon. Und so war sich Maria im Klaren darüber, dass man auch bei der Begegnung mit Gottes Boten durchaus nachfragen darf. Gott zwingt den Menschen eben nichts auf, sondern er versucht zu überzeugen. Er versucht Menschen von dem Plan zu begeistern, den er mit ihnen hat. So lässt sich auch Maria letztendlich überzeugen: "Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast" (Lk 1,38), so antwortet sie dem Engel schließlich.

Madonna mit Blumen
Bild: ©AdobeStock/mashimara

In die Zeit des Frauendreißigers fallen viele Marienfeste.

Immer wieder feiern Christinnen und Christen Maria als Vorbild im Glauben. Die Zeit zwischen dem 15. August und dem 15. September ist als sogenannter Mariendreißiger besonders dem Gedächtnis der Gottesmutter geweiht. Viele Marienfeste fallen in diese Zeit: Mariä Königin am 22. August zum Beispiel oder das Fest Mariä Namen am 8. September.

Solche Festtage sind eine Einladung, wieder neu auf Maria zu schauen und sich neu an ihrem Leben aus dem Glauben zu orientieren. Sie ist die große Frau, die bei Gott Gnade gefunden hat. Aber die sich auch ihren eigenen Willen, ihr eigenes kritisches Denken bewahrt hat. Sie hat nicht naiv alles geglaubt, was man ihr gesagt hat. Vielmehr hat sie nachgefragt, ihre eigene Haltung eingebracht, hat aus eigenem Antrieb und aus eigenem Verlangen heraus Ja gesagt zu Gottes Plan.

So ist sie ein Vorbild im Glauben geworden. Ein Beispiel, an dem wir uns im Leben aus dem Glauben orientieren können. Niemand muss nicht alles glauben, nicht alles sofort annehmen, was Gott vorhat. Es bleibt Raum für Reflexion, für Nachdenken, für Kritik.

Anfragen erlaubt

"Es gibt keine dummen Fragen, es gibt nur dumme Antworten", so sagt es der Volksmund. Und das gilt auch in der Beziehung zu Gott: Man darf Fragen haben, Anfragen an den Lebensplan, den Gott offenbar vorgesehen hat. Denn er zwingt uns nichts auf, er tut nichts mit uns, was wir nicht wollen. Wenn wir nicht glauben können, dann versucht er uns zu überzeugen. Aber in allem lässt er den Raum, ein Ja oder Nein selbstständig und aus eigenem Antrieb zu sagen. So ebnet Gott immer neu den Weg zum Glauben an ihn, der die Menschen liebt.

Man soll's nicht glauben – aber man kann und darf es ruhig glauben: Und im Glauben und Vertrauen, dass er es gut macht, dürfen wir unsere Wege durch diese Welt gehen. Denn er ist immer an unserer Seite. Er ist der Immanuel, der Gott mit uns, den Maria empfangen hat.

von Fabian Brand (KNA)

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