Es muss keine ferne Reise sein

Balkonien und Terrassien: So kommt zuhause Urlaubsfeeling auf

Grafschaft - Urlaub: Da denken viele an Palmen, Strand und Meer. Aber aus verschiedenen Gründen ist es nicht allen möglich, den Urlaub so zu verbringen. Schwester Gabriela beschreibt, wie es auch zuhause gelingt, einmal richtig abzuschalten – mit vielen Tipps.

Veröffentlicht am 01.07.2024 – 

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Endlich Urlaub, endlich Ferien! Freuen wir uns darauf nicht alle? Beim Stichwort Urlaub denken viele an eine Hängematte unter Palmen, einen Strandkorb an der Nordsee, eine Luftmatratze im Schwimmbad, eine knackige Radtour oder das Erklimmen eines hohen Berges. Doch aus unterschiedlichen Gründen ist so ein "Traumurlaub" nicht immer und nicht für jeden möglich. Trotzdem ist es für unsere körperliche und seelische Gesundheit enorm wichtig, ab und zu aus dem gewohnten Hamsterrad herauszukommen und neue Kraft zu schöpfen, nicht nur ein kurzes Wochenende lang, sondern am besten ein, zwei Wochen oder sogar mehr. Wie soll man das aber anstellen, wenn das Budget nicht reicht oder es andere Verpflichtungen gibt, die mich nicht in die Ferne schweifen lassen?

Eine befreundete Nonne, eine Benediktinerin, hat mir dazu eine sehr schöne Anregung gegeben. In ihrer Benediktinerinnenabtei gibt es seit einigen Jahren die schöne Tradition, dass die Schwestern, die aus gesundheitlichen, familiären oder anderen Gründen im Sommer nicht zu ihren Familien nach Hause fahren können, im Kloster bleiben. Für rund zwei bis drei Wochen machen diese Schwestern dann gemeinsam Urlaub im eigenen Kloster, aber so richtig. Das fängt an mit dem Kofferpacken und Umziehen. Sie packen also ihre Siebensachen und ziehen mit kleinem Reisegepäck in ein anderes Zimmer um, ist das nicht genial? Die Schwestern dort verfügen über ein kleines Gästehaus, auch wenn die Reise ans Urlaubsziel nur fünf Minuten dauert, trotzdem kommt man in einem neuen Zimmer und Bett an, hat einen anderen Ausblick aus dem Fenster und eine etwas andere Umgebung als sonst. Die Schwestern leben und beten in ihrem Urlaub nach einem entspannten Ferienplan, schlafen aus, frühstücken gemütlich, treffen sich zu einigen Gebetszeiten und sitzen bei gutem Wetter abends öfters im Garten zusammen – alles Dinge, die sie sonst nicht oder nicht in entspannter Urlaubsatmosphäre tun. Für alle Schwestern ist dieser kleine Urlaub vom Klosteralltag der wahre Luxus! Am Ende des Urlaubs kehrt jede Schwester wieder glücklich und zufrieden in die eigene "Cella", das kleine Zimmer in der Klausur des Klosters, zurück, erzählte mir meine Freundin, die Benediktinerin, freudestrahlend.

Die eigenen vier Wände umnutzen

Ich finde, diese Idee aus dem Kloster ist absolut nachahmenswert. Gut, nicht jeder und jedem steht ein zweites oder alternatives Zimmer zur Verfügung, in das man einfach so umziehen könnte. Trotzdem kann man sich den Urlaub in den eigenen vier Wänden, auf Balkonien oder der Wiese hinter dem Haus schön gestalten.

Los geht es mit dem Urlaubsort zuhause: Wie wäre es, ins Wohnzimmer umzuziehen, im Garten ein Zelt aufzustellen, sich bei Oma, Cousine oder Onkel einzuquartieren oder einfach nur das eigene Bett und Schlafzimmer umzustellen? Genauso könnte man viele Sachen in der eigenen Wohnung anders anordnen, im Urlaubs- und Ferienmodus. Warum wohl versetzt uns der Gedanke an eine Luftmatratze, den Badeanzug oder das sommerliche Badetuch in gute Laune? Weil sie mit Ferienmachen verbunden sind – und wir sie zuhause viel zu selten ans Tageslicht holen, also nichts wie raus damit!

Bild: ©Fotolia.com/Kris Black (Symbolbild)

Wie wäre es mit Zelten an einem See in der Nähe – oder direkt zuhause?

Weiter geht es mit unseren Gewohnheiten: Urlaub heißt für die meisten, einfach mal lange auszuschlafen, ohne Handy- oder Weckeralarm. Überhaupt lohnt es sich, den Tag ohne viele Termine zu gestalten und einfach so in den Tag hineinzuleben mit vielen Sachen, die wir gerne, aber viel zu selten tun. Klar, es gibt immer etwas zu tun. Aber es tut gut, aufmerksam für den eigenen Körper und die eigenen Bedürfnisse zu sein und nicht einfach das tun, was getan werden muss, sondern was man möchte und darf.

Urlaub heißt auch: ich darf mir etwas gönnen. Zuerst "Gönne dich dir selbst", ein genialer Slogan des mittelalterlichen Mönchs Bernhard von Clairvaux (1090-1154, Zisterzienser). Egal ob essen, ausgehen oder sich etwas Besonderes leisten, warum sollte es beim Urlaub in "Bad Meingarten" anders sein? Das muss nicht immer mit teuren Ausgaben verbunden sein, oft einfach nur mit dem Faktor Zeit, die man sich gönnt.

Auf in einen anderen Gottesdienst

Neben dem Aspekt, einmal mehr das zu tun, was gerne macht, heißt Urlaub nicht zuletzt, etwas zu tun, was man viel sonst gar nicht oder viel zu selten macht. Den eigenen Wohnort und die nähere Umgebung aus neuer oder fremder Perspektive erkunden. In Reisetipps schmökern und vielleicht sogar selbst eine Beschreibung über die gelungene Stadtführung schreiben? Ist nicht der Urlaub die richtige Zeit, mal woanders oder überhaupt mal wieder einen Gottesdienst zu besuchen und ein neues Gefühl von Kirchengemeinde zu schnuppern? Oder sich zu Fuß, mit öffentlichen Verkehrsmitteln, dem Autor oder Fahrrad auf den Weg zum nächsten Wallfahrtsort zu machen?

Was steht dem Urlaub zuhause also noch im Wege? Vielleicht eine neue Sonnenbrille, neue Badeshorts oder die passende Urlaubslektüre. Und dann – nichts wie weg zur Endstation Sehnsucht. Viel Vergnügen!

von Schwester Maria Gabriela Zinkl

Die Autorin

Schwester Dr. Maria Gabriela Zinkl SMCB arbeitet in der Ordensleitung des Kloster Grafschaft. Sie pendelt zwischen Deutschland und Jerusalem, wo sie in der Lehre tätig ist. Für "Spiritea" schreibt sie regelmäßig Texte über Themen rund um Spiritualität und Glaubensalltag.

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