Den Seinen gibt's der Herr im Schlaf – Na dann, gute Nacht!
Grafschaft - Ein Drittel unseres Lebens verbringen wir mit Schlafen – durchschnittlich also 28 Jahre. Das klingt für manche wie Zeitverschwendung, doch Schwester Gabriela Zinkl beschreibt den Schlaf als etwas Wunderbares – das auch die Bibel würdigt.
Veröffentlicht am 15.07.2024 –HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Bett, Sofa, Liegestuhl, Hängematte, Luftmatratze oder Blumenwiese – wo schläft es sich am besten? Oder sind der Schreibtischstuhl, die Kirchenbank oder das Zugabteil noch bequemer? Für ein Nickerchen taugen sie allemal. Sage und schreibe ein Drittel unseres Lebens verbringen wir mit Schlafen, die meiste Zeit davon sicher im Bett, angefangen vom Babyalter, bis wir alt und grau sind. Im Durchschnitt sind es 28 Jahre, eine lange Zeit also, in der wir komplett im Schlafmodus sind. Bei manchen ist es mehr, bei manchen weniger. Moment mal, 28 Jahre lang offline und nicht erreichbar sein? Für manche klingt das nach einer absoluten Katastrophe, wie wenn man auf einer einsamen Insel strandet oder sich eine halbe Ewigkeit lang im Funkloch befindet. Nicht wenige von uns können so einer Offline-Phase durchaus etwas Positives abgewinnen. Nicht gestört werden, seine Ruhe haben, entspannen, nichts tun, klingt das nicht himmlisch?
Die Zeitrechnung von 28 Jahren Schlaf klingt erst einmal schockierend. Verschlafen wir tatsächlich so viel kostbare Zeit unseres Lebens? Könnten wir stattdessen nicht etwas Sinnvolleres tun als schlafen? De facto schläft kein Mensch 28 Jahre am Stück, die Rechnung mit den 28 Jahren ist nur Theorie und zeigt unseren normalen täglichen oder besser nächtlichen Erholungsschlaf als aneinander gereihte Summe. Kein Mensch schläft mehrere Tage und Wochen am Stück, oder doch? Die sieben Schläfer von Ephesus sollen gleich mehrere Jahrhunderte in einer Höhle geschlafen haben. Kurz vorher verschenkten jeder von ihnen noch sein Hab und Gut und sie trafen sich in einer Höhle nahe Ephesus, um ein üppiges Mahl einzunehmen. Danach schliefen sie ein und schliefen und schliefen so lange, dass sie ihr Todesurteil in der Christenverfolgung unter Kaiser Decius (251) verschlafen haben. So erzählt es die fromme Legende der Siebenschläfer bis heute.
Wenn wir schlaflos sind
Ganz so lange wie die sieben Schläfer halten wir es wohl nicht im Bett oder in der Hängematte aus. Und doch verbringen wir nicht nur ein Drittel unseres Lebens, sondern auch ein gutes Drittel der 24 Stunden jedes Tages mit Schlafen. Zumindest sollten wir das nach dem Rat der Mediziner, Biologen und Psychologen auch tun, die je nach Typ eine regelmäßige Schlafpause von sieben bis acht Stunden empfehlen. Das konkrete Schlafpensum ist individuell unterschiedlich.
Wie notwendig der Schlaf ist, merken wir erst, wenn er uns fehlt, weil wir nicht einschlafen können oder immer wieder aufwachen und nicht wirklich zur Ruhe kommen. Manchmal sind wir dann am nächsten Morgen wie gerädert oder wie betäubt. Unsere Sinne und Aufmerksamkeit sind nicht voll da. Unser Körper ist nicht so leistungsfähig, wie er sein sollte.
Je länger Phasen des Schlafentzugs, ob gewollt oder ungewollt, dauern, desto extremer sind die Folge für unseren Körper. Unser Gehirn beginnt, Schatten, Visionen und Geräusche wahrzunehmen, die nicht existieren. Wir sind überreizt und überempfindlich, so sehr, dass auch Kaffee oder Schlaftabletten nur noch kontraproduktiv wirken.
Normalerweise meldet sich unser Körper, wenn er Schlaf braucht. Babys fangen an zu schreien, Erwachsenen werden müde und langsamer, uns fallen die Augen zu. Letztlich ist das Schlaf ein Phänomen, wir können nicht auf Knopfdruck einschlafen.
Deshalb ist Schlafen ist etwas Wunderbares. Am Abend eines erfüllten Tages so richtig müde und zufrieden in die Kissen zu sinken, ist ein Geschenk Gottes. Wer an Schlaflosigkeit leidet, wegen einer Krankheit oder vor lauter Sorgen nicht einschlafen kann, der weiß den Schlaf besonders zu schätzen.
Zeit zum Träumen
Schlafen ist alles andere als unproduktiv. Schlafen ist enorm wichtig für unser Menschsein, für unsere Kreativität und Zufriedenheit. Der Schlaf ist für uns die wichtigste Zeit der Entspannung und Erholung, noch viel mehr als Urlaub und Ferien. Im Schlaf lassen wir los und unsere Seele, unser Gehirn taucht in tiefere Schichten ein. Wir fangen an zu träumen und die vielen Ereignisse, die tagsüber über uns hereinprasseln, zu verarbeiten. Wachsein und Schlafen, beides gehört zusammen.
Das ist wohl damit gemeint, wenn es im Alten Testament in Psalm 127,2 heißt: "Den Seinen gibt es der Herr im Schlaf." Immer wieder berichtet die Bibel von besonderen Personen und Ereignissen, an denen die Menschen schliefen. Jakob empfing den Ruf Gottes im Traum. Josef, der Vater Jesu, erhielt im Schlaf den Auftrag, sich mit seiner Familie auf den Weg nach Ägypten zu machen. Jesus schlief im Bott während des Sturms auf dem See. Was damit wohl gemeint ist? – Schlafen ist Ausruhen und es ist eine Einübung ins Gottvertrauen. Mit diesem Vertrauen lässt es sich leichter leben. Wenn wir ausgeruht und entspannt sind, sind wir in jedem Fall offener, für die Sorgen und Nöte der Menschen um uns herum und bestimmt auch für den lieben Gott.
Die Autorin
Schwester Dr. Maria Gabriela Zinkl SMCB arbeitet in der Ordensleitung des Kloster Grafschaft. Sie pendelt zwischen Deutschland und Jerusalem, wo sie in der Lehre tätig ist. Für "Spiritea" schreibt sie regelmäßig Texte über Themen rund um Spiritualität und Glaubensalltag.
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