So können Sie Trauernde unterstützen
Bonn - Stirbt ein geliebter Mensch, befinden sich Trauernde in einem Ausnahmezustand. Wie können wir mit ihnen umgehen? Was ist hilfreich, was fehl am Platz? Sieben Tipps geben Hilfe – und zeigen: Es lohnt sich, mutig zu sein.
Veröffentlicht am 18.11.2024 –HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Wer trauert, befindet sich in einem Ausnahmezustand, denn Trauernde leiden sowohl körperlich als auch seelisch. Sie haben Schwierigkeiten, den eigenen Alltag zu organisieren, können aber auch nicht aus eigener Kraft auf andere Mitmenschen zugehen und um Hilfe bitten. Wärme, Zuneigung und Unterstützung sind aber gerade in dieser Zeit ungemein wichtig.
Trauernde zu begleiten, bedeutet, sich den eigenen Gefühlen und Ängsten zu stellen. Häufig fehlen uns selbst die Worte, doch es hilft, offen damit umzugehen und den Mut zu haben, auf den Trauernden zuzugehen. Erfahren Sie in diesem Artikel, was im Umgang mit Trauernden zu beachten ist und was unbedingt vermieden werden sollte.
Verlustbewältigung – die Phasen der Trauer
Nach dem Verlust einer geliebten, nahestehenden Person durchläuft ein Mensch verschiedene Trauerphasen. Jeder von uns bewältigt Trauer auf seine ganz eigene Weise, dennoch gibt es ähnliche Merkmale und Muster, die bestimmten Trauerphasen zugeordnet werden können. Die berühmte Schweizer Psychologin, Psychoanalytikerin, Dozentin und Referentin, Verena Kast, hat vier Trauerphasen definiert, die dabei helfen, die eigene Trauer sowie andere Trauernde besser zu verstehen:
1. Nicht-Wahrhaben-Wollen (Leugnungsphase)
Der Tod eines Menschen ist immer ein Schock, auch wenn er nicht ganz unerwartet kommt. In dieser Phase dominieren Ratlosigkeit, Verzweiflung und Hilflosigkeit. Viele Menschen im Umfeld sind wie erstarrt und apathisch, andere brechen zusammen oder wollen den Todesfall nicht wahrhaben.
2. Aufbrechende Emotionen
Verschiedene Emotionen wie Schmerz, Leid, Wut, Schuldzuweisungen, Traurigkeit oder Angst bahnen sich an die Oberfläche. Je nach Persönlichkeitsstruktur sind die Trauernden zwischen verschiedenen Gefühlen hin- und hergerissen. All diese Emotionen sollten keinesfalls unterdrückt werden, denn sie unterstützen die Trauerbewältigung. Diese Trauerphase kann einige Wochen oder auch mehrere Monate andauern.
3. Suchen und Sich-Trennen
In dieser Trauerphase findet die Auseinandersetzung der Trauernden mit dem Tod statt. Dabei erinnern sich die Hinterbliebenen an den Verstorbenen, schwelgen in Erinnerungen, führen innere Zwiegespräche und übernehmen manchmal sogar Gewohnheiten des verstorbenen Menschen. Das Abschiednehmen ist schmerzhaft und schön zugleich. Diese Trauerphase kann einige Wochen, Monate oder sogar Jahre andauern.
4. Neuer Selbst- und Weltbezug
In dieser Trauerphase finden die Hinterbliebenen ihren inneren Frieden und beginnen, neue Pläne für das eigene Leben zu schmieden. Das Leben kann langsam weitergehen, doch die Erinnerung an die verstorbene Person bleibt präsent.
In jeder Phase der Trauer benötigen Trauernde in irgendeiner Weise Unterstützung und Begleitung.
7 Tipps, um Trauernde zu unterstützen
Auf Betroffene zugehen
Viele Menschen meiden Gespräche oder Begegnungen mit Trauernden aus Angst und Ratlosigkeit, etwas falsch zu machen. Sterben, Tod und Trauer sind häufig Tabuthemen, doch wenn Trauernde merken, dass ihnen andere Mitmenschen aus dem Weg gehen, fühlen sie sich erst recht allein gelassen.
Zuhören
Trauernden tut es gut, über das zu sprechen, was passiert ist und die eigenen Emotionen in Worte fassen zu dürfen. Es ist tröstlich, echtes Interesse aus dem Umfeld zu spüren und die eigenen Empfindungen anderen anvertrauen zu können.
Auf Ratschläge und tröstende Worte verzichten
Trauernde brauchen keine Ratschläge, wie sie mit ihrer Lage umgehen sollten und wollen auch nicht von ihrem Umfeld bevormundet werden. Aus diesem Grund sind Kommentare oder Wertungen des Gefühlszustands oder des Verhaltens der Trauernden zu vermeiden. Viel hilfreicher ist, trauernde Personen zu fragen, was sie in ihrer Situation konkret brauchen.
Den verstorbenen Menschen beim Namen nennen
Der Verstorbene sollte nicht totgeschwiegen werden. Viel wichtiger ist, über den verstorbenen Menschen und sein Leben zu sprechen.
Erinnerungen zulassen
Für Trauernde ist es ein Zeichen der Wertschätzung, wenn sich das Umfeld für ihre Erinnerungen interessiert. Daher ist es wichtig zuzuhören, auch wenn die Hinterbliebenen immer wieder dieselben Geschichten erzählen. Eine wertschätzende Atmosphäre schenkt Trost und fördert die Trauerbewältigung.
Hilfe anbieten, aber sich nicht aufdrängen
Vor allem in der ersten Zeit ist es wertvoll, den Hinterbliebenen Hilfe anzubieten, egal ob bei alltäglichen Aufgaben wie dem Haushalt und dem Einkauf oder bei der Organisation der Beerdigung sowie beim Erledigen von Papierkram.
Nicht bewerten
Ob der Tod eine Erlösung für den betreffenden Menschen war oder wie sich die Beziehung der Hinterbliebenen zum Verstorbenen gestaltet hat – all das ist einzig und allein Sache der Trauernden. Außenstehende sollten kein Urteil treffen, um so den Verlust für die Trauernden zu deuten oder zu bemessen.
Achtung und Respekt vor den Emotionen und der Trauer anderer Menschen sind von zentraler Bedeutung. Es ist wichtig, auf Trauernde zuzugehen, sich jedoch nicht vor den Kopf gestoßen zu fühlen, wenn die Bemühungen bei den Hinterbliebenen aktuell nicht auf Zuspruch stoßen. Nach einiger Zeit kann ein erneuter Versuch des aktiven Aufeinander-Zugehens gestartet werden.
Die Autorin
Christina Zoicas hat Religionspädagogik und Kirchliche Bildungsarbeit studiert. Seit vielen Jahren arbeitet sie als freiberufliche Autorin und schreibt auch für "Spiritea" gerne Texte.
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