
Bei allen Schreckensnachrichten: Gegen Angst hilft Vertrauen und Mut
Grafschaft - Plötzlich ist sie da: die Angst. Das kennt auch Schwester Gabriela Zinkl bei allen kleinen und großen Schreckensnachrichten, die die Menschen derzeit ereilen. Wie können wir besser damit umgehen? Und was hilft, die Angst zu bekämpfen?
Veröffentlicht am 17.02.2025 –HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Meistens kommt sie unangekündigt, schleicht sich leise an und beißt sich fest. Dann ist erst einmal nichts zu machen. Die Angst nimmt mir die Luft, besetzt mein ganzes Denken bringt mich so weit, dass ich mich nicht mehr aufstehen traue, nicht mehr aus dem Haus gehen will und nicht mehr ansprechbar bin. Da braucht es gar keine ausgeprägte Phobie, Depression oder Angststörung, es reicht schon, dass sich die ganz normale Angst aus heiterem Himmel zum Monster aufplustert und alles um mich herum verdunkelt. Der beste Freund der Angst ist das "Nein".
Oft genug ist nicht nur mein eigener Mikrokosmos, sondern die ganze Welt durcheinander. Alles ist im Wandel und im Aufruhr, wohin man auch blickt. Kann ich dem Essen noch trauen, das vor mir steht, sind da nicht zu viele tödliche Schadstoffe drin? Wie kann ich noch rausgehen, mit dem Fahrrad oder der U-Bahn fahren, wo doch überall rücksichtslose Autofahrer, ausrastende Attentäter und Psychopathen lauern? Wird meine Rente eines Tages zum Lebensunterhalt reichen und wird mich jemand pflegen, wenn ich alt und krank bin? Droht unserer Erde und Menschheit bald der Kollaps durch Plastikflut, Raubbau an der Natur und Schmelzen der Pole? Deuten momentan nicht alle Signale in Richtung nächster Weltkrieg? Hört das denn nie auf?
Die kleinen und großen Krisen
Wenn eine Schreckensnachricht die andere jagt, belastet das viele enorm. Unsere kleinen, persönlichen Krisen genauso wie die weltweiten Katastrophen machen vielen Angst. Alles wird immer schneller, anonymer, fremder. Da kommen viele nicht mehr mit und haben Angst vor all dem Fortschritt. Vielen Menschen sind von großer Zukunfts- und Existenzangst bedrückt. Fairerweise muss man dazu sagen: das ist nicht neu, das war schon immer so.
Grundsätzlich ist Angst erst einmal nichts Schlechtes. Sie ist ein wichtiges Warnsignal und kann uns vor Gefahren warnen und schützen. Dass Menschen Angst haben, ist aus entwicklungspsychologischer Sicht sinnvoll und auch evolutionsbiologisch erklärbar. Angst macht vorsichtig und wachsam und sichert das Überleben. Das lässt sich gut beobachten bei kleinen Kindern, die Angst vor dem Alleinsein und der Dunkelheit haben, genauso wie beim vorsichtigen Reh im Wald.

Kleine Krisen und Weltkatastrophen: Da bekommen es die Menschen schnell mit verschiedenen Ängsten zu tun.
Die Angst darf nur nicht die alleinbestimmende Macht im Leben werden, denn dann blockiert sie alles andere, mich selbst und alles um mich herum. Das ist übrigens typisch für die Angst, genauer für das Wort, das im deutschen Wortschatz seit dem 8. Jahrhundert gebraucht wird und viel mit Enge und Bedrängtsein zu tun hat. Vor lauter Angst und Ausweglosigkeit in die Enge getrieben zu werden, das wünscht man keinem. Dagegen kann man sich mit der Angst, dass der favorisierte Fußballclub absteigt, es schlechte Noten im Zeugnis hagelt, es draußen glatt sein könnte oder man zu spät kommt, arrangieren und leben.
Entscheidend ist, sich der eigenen Angst und Ängste bewusst zu werden und lernen mit ihnen umzugehen. Es bringt nichts, Angst kleinzureden, zu tabuisieren oder zu verdrängen. Es bringt genauso wenig, der Angst die Oberhand gewinnen zu lassen. Gefährlich wird das vor allem dann, wenn andere mit unserer Angst spielen, uns Angst machen. Genau das hält einen Diktator und seine Diktatur am Laufen: anderen Angst machen, weil man vor ihrer Meinung, Mitbestimmung und Freiheit Angst hat und sie deshalb unterdrücken will.
Das Gegenteil von Angst
Was hilft gegen Angst? Wie kann man seine Angst und Ängste bewältigen? – Das Antonym, das Gegenteil von Angst sind Freude, Furchtlosigkeit, Gelassenheit und Mut. Mit den Worten "Hab keine Angst" haben mir meine Eltern als Kind manchmal zärtlich über den Kopf gestreichelt und mir damit immerhin ein bisschen die Angst genommen. Der ganz ähnliche Satz "Fürchte dich nicht" steht ganze 124-mal in der Bibel geschrieben. Der Bibelvers ist genauso wie der kleine Trost unserer Eltern nicht als plumpe Beschwichtigung gemeint. Das ist kein schwacher Trost, sondern ein starker Zuspruch, dass wir mit unserer Angst nicht allein sind und nicht allein gelassen werden, so betete Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) in seiner Gefängniszelle:
In mir ist es finster, aber bei dir ist Licht
ich bin einsam, aber du verläßt mich nicht
ich bin kleinmütig, aber bei dir ist Hilfe
ich bin unruhig, aber bei dir ist Frieden
in mir ist Bitterkeit, aber bei dir ist Geduld.
(Dietrich Bonhoeffer)
Wir können nicht immer alles verändern wie wir wollen. Wir dürfen aber auch nicht alles glauben, was uns andere vor- und weismachen wollen. "Gott ist das Gegenteil von Angst", schrieb der französische Schriftsteller Georges Bernanos (1888-1948). Nehmen wir unsere Angst ernst, aber setzen wir ihr unseren Glauben, unser Vertrauen und unsere Hoffnung auf Gott entgegen. Ja, es braucht jede Menge Gottvertrauen und Mut, damit uns die Angst nicht erstickt, damit aus berechtigter Angst niemals Panik und Destruktion werden und damit aus dem Nein ein Ja wird.
Die Autorin
Schwester Dr. Gabriela Zinkl SMCB ist Ordensschwester bei den Borromäerinnen und in der Ordensleitung in Kloster Grafschaft. Für "Spiritea" schreibt sie regelmäßig Texte über Themen rund um Spiritualität und Glaubensalltag. Sie ist promovierte Theologin.
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