Symbole zu Ostern: Warum der Hase kommt und nicht das Lamm
Picture: ©  (Symbolbild)
Was das Ei, der Hase und das Lamm mit der Auferstehung zu tun haben

Symbole zu Ostern: Warum der Hase kommt und nicht das Lamm

Grafschaft - An welches Tier denken Sie an Ostern? An den Hasen? Dabei hat eigentlich das Lamm den deutlichsten Bezug zu Jesus Christus, schreibt Schwester Gabriela Zinkl. Wieso ist das so – und was hat es mit dem Osterei auf sich?

Veröffentlicht am 19.04.2025 – 

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Mit dem Osterfest erwarten wir auch sie: Horden von Osterhasen, Schokohasen, Goldhasen, neuerdings auch Sitzhasen und wie sie alle heißen. Wer bei Ostern zuerst an den auferstandenen Christus denkt, fragt sich, wie der Hase es geschafft hat, sich als wichtigstes Tier und Symbol für Ostern zu profilieren. Liegt es vielleicht daran, dass er bunt bemalte Eier produziert oder zumindest mitbringt? Wie hat er es vollbracht, das unschuldige Osterlamm samt Siegesfähnchen zu verdrängen, oder sagt man besser: auszustechen? Zugegeben, die Regale voller metallic-glänzender Schoko-Hasen und -Eier in den Supermärkten und Schaufenstern wirken nicht nur auf Hasenzüchter beeindruckend, sondern auch auf mich. Nur schade, dass es Osterlämmchen fast nur noch in Landbäckereien und katholischen Familien gibt, wo man sie an Ostern zur Speisensegnung mit in den Gottesdienst bringt.

Wie kommt der Hase zum Osterfest oder Ostern zum Hasen? Und welche Rolle spielt Jesus dabei? – Irgendwie erinnert das an die Konkurrenz zwischen Schoko-Weihnachtsmann und -Nikolaus und ein Stück weit an eine Art Osterfeststreit zwischen Jesus und Hase. In einer Folge der Comedy-Serie "Götter wie wir" sitzen Jesus und ein Feldhase wie bei einer Paartherapie beim Psychotherapeuten auf der Couch und sprechen über ihre schwierige Beziehung: Jesus hat die Message, aber der Hase hat die Eier. Wofür steht Ostern gleich nochmal?

In den Evangelien über die Auferstehung Jesu und das leere Grab steht nichts über einen Hasen oder ein Kaninchen, dort ist überhaupt nicht von Tieren die Rede, auch nicht in den außerbiblischen Evangelien. Wer sich in der ganzen Bibel auf die Spur des Hasen macht, stößt auf etwas Seltsames, das heute wissenschaftlich belegt ist. Dass der Hase heute in den Psalmen (z.B. Ps 104,18; Spr 30,26) auftaucht, geht wohl auf einen Übersetzungsfehler des Kirchenvaters Hieronymus (348/49-420) zurück. Als er die Bibel, hier das Alte Testament, vom Hebräischen ins Lateinische übertrug, gab er das hebräische Wort schaphan mit lepus und lepusculus (kleines Häschen) wieder. So wurde aus dem Klippdachs ein Hase oder Häschen, weil Hieronymus das Originaltier nicht genau einordnen konnte. Wie die wahre Geschichte zeigt, ist der Sprung vom Alten Testament zum heutigen Schokoladenhasen nicht so einfach. Dazwischen liegen mehrere Jahrtausende und tatsächlich ist der Hase ein relativ neues Ostersymbol.

Bild: ©Canva

Auch hinter dem Osterei steckt eine bedeutende Symbolik.

An Ostern feiern wir die Überwindung des Todes in der Auferstehung Christi. Neben Texten, Gebeten und Liedern ruft so ein Fest nach Symbolen und Zeichen der Lebensfreude. Dabei prägte sich im Lauf der Jahrhunderte eine Vielfalt an Symbolen heraus:

  • Da ist einmal das Ei. Seit jeher fasziniert es die Menschen als Symbol für neues Leben und wurde vom Christentum als ebensolches Zeichen verstanden und übernommen. Eier wurden verziert, geschmückt, verschenkt, versteckt und gesucht.
  • Das Lamm als Symbol hat den deutlichsten Bezug zu Jesus Christus selbst, dem Passahlamm oder Lamm Gottes, geopfert für die Sünden der Menschen, wie es der Prophet Jesaja für das Kommen des Messias prophezeite.
  • Ab dem Mittelalter kam der Hase als österliches Symboltier hinzu. Einmal wegen seiner Fruchtbarkeit, weil Hasen bis zu 20 Jungen pro Jahr werfen; damit besteht auch eine Nähe zum Fruchtbarkeitssymbol Ei. Der Hase wurde zum Symboltier für Christus, weil er von außen betrachtet so wirkt, als ob er nie schläft und seine Augen immer offen hat. Das bezog man auf Jesus Christus, der dem Tod nicht entschlafen ist. In Darstellungen wie dem Drei-Hasen-Fenster im Paderborner Dom (16. Jahrhundert) wird der Hase sogar zum Symbol der göttlichen Dreifaltigkeit.

Der Schoko-Verkaufsschlager

Seine Karriere als Schoko-Hase begann der Osterhase aber erst im 19. Jahrhundert, als die deutsche Süßwarenindustrie das Festtier als lukrative Einnahmequelle entdeckte. Über die christlichen Konfessionen hinweg und über Europa hinaus wurde das kleine Nagetier aus Schokolade damit schnell zum süßen Verkaufsschlager und ist aus dem Osternest mit bunten Eiern nicht mehr wegzudenken.

Wie uns die Geschichte österlichen Brauchtums zeigt, ist nicht alles Gold, was glänzt, auch nicht die Osterhasen von heute. In der reichen Symbolik des Christentums haben sie ihren Platz neben dem Osterlamm und den Ostereiern. Wir dürfen uns daran freuen, diese symbolischen Speisen zu Ostern zu verschenken und zu genießen. Und wir dürfen uns nicht scheuen, von der Bedeutung dieser Symbole zu erzählen. Frohe Ostern!

von Schwester Gabriela Zinkl

Die Autorin

Schwester Dr. Gabriela Zinkl SMCB ist Ordensschwester bei den Borromäerinnen und in der Ordensleitung in Kloster Grafschaft. Für "Spiritea" schreibt sie regelmäßig Texte über Themen rund um Spiritualität und Glaubensalltag. Sie ist promovierte Theologin.

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