
Eine kleine Anleitung zum Glücklichsein
Grafschaft - Was ist Glück? Das definiert jeder Mensch wohl anders; ebenso kommt es darauf an, in welcher Region unserer Erde er oder sie lebt, schreibt Schwester Gabriela Zinkl. Sie hat Tipps, wie jede und jeder dem Glück auf die Sprünge helfen kann.
Veröffentlicht am 30.06.2025 –HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Meine fünf Glücksmomente der letzten Tage? – Da muss ich nicht lange überlegen: eine große Portion dunkelrot-schwarzer Kirschen, der positive Zwischenstand eines Projekts, der Zusammenklang unserer Stimmen beim Stundengebet mit meinen Mitschwestern, viele gute Nachrichten am Telefon und überhaupt, jeden Morgen wieder aufwachen zu dürfen – Das sind meine fünf Glücksmomente der letzten paar Tage. Und wie sieht deine und Ihre Liste aus?
Was ist Glück?
Das ist eine gute und gleichzeitig schwere Frage. Fast jeder von uns hat darauf eine andere Antwort. Die Definition von Glück ist so vielfältig, wie wir Menschen es sind. Je nach momentaner Lebenssituation empfindet jeder Mensch etwas anderes als Glück und braucht etwas anderes zum Glücksein. Der eine ist schon mit einem erfrischenden Schluck Wasser zufrieden, während der Kollege zum Glücklichsein eine ganze Meeresbucht samt Sandstrand braucht.
"Gott, was ist Glück? Eine Grießsuppe, eine Schlafstelle und keine körperlichen Schmerzen, das ist schon viel."
(Theodor Fontane in einem Brief, 13. Juli 1884)
Glück hat eine Menge mit Zufriedenheit zu tun. Das Wort "Glück" stammt vom mittelhochdeutschen "gelücke" (auch: gelucke) und hängt eng zusammen mit der Vergangenheitsform von "gelingen". Wer genau hinhört, erkennt die Verbindung zu den englischen Wörtern "luck" für Glück und "lucky" fürs Glücklichsein. Glück ist das, was gelungen ist, etwas, das man erreicht hat und das einen zufrieden sein lässt. Anders als im Deutschen kennt die englische Sprache zwei Wörter, die Glück beschreiben, mit unterschiedlicher Zielrichtung. "Lucky" bedeutet Glück haben, Glück bringen oder dass etwas aus Glück resultiert. "Happy" beschreibt das Gefühl der Freude und Zufriedenheit, die wir zeigen, wenn uns Glück oder überhaupt etwas Positives widerfährt.
Was braucht man zum Glücklichsein?
Wie der "World Happiness Report", der Welt-Glücks-Index der Vereinten Nationen zeigt, ist das auch weltweit ziemlich unterschiedlich. Die nach eigener Aussage glücklichsten Menschen lebten 2024 in Finnland, Dänemark und Island, an Nr. 22 kam Deutschland, weit abgeschlagen die Menschen in Afghanistan, Ruanda und Südsudan. Da Glück in weiten Teilen der Welt von bestimmten Grundkonstanten abhängt, die man nicht selber schaffen kann, hat die UNO bestimmte Bedingungen formuliert, die als Grundlage für ein menschenwürdiges Leben und damit auch als Grundlage für Glück betrachtet werden. Diese Grundbedingungen sind:
- ausreichend zu essen zu haben (mindestens 2.500 Kalorien pro Tag),
- ausreichend Wasser zu haben (Zugang zu 100 Litern Wasser pro Tag), zum Trinken, Waschen, Kochen
- ausreichend Wohnraum zu haben (mindestens 6 qm), zum Schutz vor Wetter und als Rückzugsmöglichkeit
- ein Platz zum Kochen
- mindestens sechsjährige Schulbildung zur persönlichen Entwicklung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
Diese Bedingungen sind nicht der alleinige Schlüssel zum Glück. Ihre Tragweite zeigt aber, dass sie notwendige Voraussetzung für ein Leben sind, das über das reine Überleben hinausgeht und Möglichkeit zur Entfaltung des einzelnen Menschen bietet.

Das Glück: Danach suchen wir wohl alle im Leben – und finden es auf vielfätige Weise. Ein paar Erfolgsrezepte gibt es dennoch.
Glück steht also auch für Lebensqualität. Wir merken uns glücklichmachende Situationen und Ereignisse. Das heißt, unser Gehirn merkt sich das: Wenn etwas geschieht, das wir besser als erwartet finden, setzt ein chemischer Prozess im Gehirn ein. Dann produzieren unsere Nervenzellen Botenstoffe wie Serotonin, Dopamin oder Endorphin, die andere Neuronen dazu anregen, unseren Körper auf Euphorie, also Wohlbefinden und Glücksgefühl einzustimmen. Eigentlich ist das Glücksgefühl also nur ein Nebenprodukt unseres Lernvermögens. Nach einem Moment des Glücks flaut das Glücksempfinden wieder ab. Glücksmomente sind kein Dauerzustand und lassen sich langfristig nicht künstlich herbeiführen, schließlich lernt unser Körper ständig dazu.
Vom Glück in kleinen "Dosen"
"Jeder ist seines Glückes Schmied." Das bekannte Sprichwort klingt verheißungsvoll, aber auch frustrierend. Fehlende Ressourcen, Unsicherheit, Katastrophen und Krieg lassen viele Menschen unserer Zeit und Welt vor ausweglosen Situationen stehen. Doch trotzdem und Gott sei Dank gibt es überall Menschen, die wie "Stehaufmännchen" sind und ihrer Lebenswelt ein Gespür für kleine Glücksmomente entwickelt haben. Man kann dem Glück auf die Sprünge helfen, zum Beispiel so:
- sich Zeit nehmen für Kleinigkeiten im Alltag und sie bewusst genießen: die Tasse Kaffee, das kühle Getränk in der Hitze, die schöne Überraschung,
- positive Erlebnisse als schöne Erinnerung festhalten, fotografieren, aufschreiben, anderen erzählen,
- laut singen, summen, tanzen, musizieren, am besten noch gemeinsam,
- sich ausruhen oder bewegen – je nach persönlichem Bedürfnis,
- etwas Leckeres kochen und essen,
- sich abends, zum Beispiel beim Abendgebet, bewusst machen, was tagsüber alles gut gelungen ist, und Gott dafür danken,
- jemanden mit einem Kompliment, Lächeln oder Geschenk überraschen, der nicht damit rechnet.
Das sind doch nur Kleinigkeiten? Das stimmt, aber jede dieser Kleinigkeiten hat eine Menge mit Glücklich- und Zufriedensein zu tun. Das Schönste am Glücksgefühl aber ist: Es verdoppelt sich, wenn man es mit jemand anderem teilt.
Die Autorin
Schwester Dr. Gabriela Zinkl SMCB ist Ordensschwester bei den Borromäerinnen und in der Ordensleitung in Kloster Grafschaft. Für "Spiritea" schreibt sie regelmäßig Texte über Themen rund um Spiritualität und Glaubensalltag. Sie ist promovierte Theologin.
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