Wie der Arbeitsalltag nach dem Urlaub entspannt anlaufen kann
Düsseldorf - Unlust und Unbehagen plagen viele, wenn sie nach den Ferien wieder in den Job müssen. Stress kann die Erholung rasch zunichte machen. Eine Expertin verrät, was man dagegen tun kann.
Veröffentlicht am 12.08.2024 –HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Der Wecker klingelt viel zu früh, der Zug hat Verspätung und auf dem Schreibtisch stapeln sich die Arbeitsaufträge: Dass sich die Lust, nach dem Urlaub wieder ins Büro zu gehen, in Grenzen hält, kann Nicole Ottersböck, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Institut für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa) in Düsseldorf, verstehen. "Natürlich fällt es schwer, nach Tagen der Entspannung wieder in einen strukturierten Arbeitsmodus zu wechseln", sagt die Sozialwissenschaftlerin. Mit einer guten Planung könne man sich die Rückkehr in den Arbeitsalltag aber deutlich erleichtern.
"Dazu gehört beispielsweise, wenn möglich, dass man den ersten Tag von Terminen freihält", erklärt Ottersböck. Dann sei es stressfrei möglich, sich in der Flut von anstehenden Aufgaben einen Überblick zu verschaffen und von Kolleginnen und Kollegen den Stand laufender Projekte zu erfahren. Auch an den restlichen Tagen der ersten Arbeitswoche sollten nur die Meetings stattfinden, die nicht aufgeschoben werden dürfen. Schließlich brauche man Zeit, die eingegangenen E-Mails zu lesen und zu priorisieren.
To-Do-Liste vor dem Urlaub schreiben
Priorisieren – für Ottersböck ist dies nicht nur nach einer längeren Abwesenheit oberstes Gebot. Sie selbst hat es sich nach eigenen Worten vielmehr zur Gewohnheit gemacht, bereits zwei Wochen vor den Ferien eine Prioritätenliste anzulegen. Diese gibt nicht nur vor, was an den letzten Tagen vor der Auszeit getan werden muss, sondern berücksichtigt auch die erste Zeit danach. "Das ermöglicht einen entspannteren Wiedereinstieg und hilft dabei, mit einem freien Kopf in den Urlaub zu starten", erläutert die Fachfrau.
Wer nach den Ferien mit einem ausgeprägten Motivationstief zu kämpfen hat, könnte zudem überlegen, nicht an einem Montag zu beginnen, sondern in der Wochenmitte. Die Vorfreude auf das nahe Wochenende sorge dann dafür, dass die positive Urlaubsstimmung länger anhalte. Ein Souvenir auf dem Schreibtisch oder ein Erinnerungsfoto als Bildschirmschoner können diesen Effekt verstärken.
Ottersböck rät außerdem dazu, gute Verhaltensweisen aus der Ferienzeit in den Alltag "hinüberzuretten". Während nämlich die meisten am Urlaubsort viel Zeit an der frischen Luft verbringen, achten nur die wenigsten nach ihrer Rückkehr noch darauf. "Nicht jeder hat die Möglichkeit, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren", weiß die Arbeitswissenschaftlerin. "Eine 'bewegte' Mittagspause, in der man eine Runde um den Block dreht, ist aber fast immer drin."
Körperliche Aktivität hilft, Stress abzubauen und hellt die Stimmung auf. Prinzipiell können auch kleine, regelmäßige Pausen am Arbeitsplatz die Wiedereingewöhnung erleichtern. "Und sei es nur, dass man sich im Sitzen ausgiebig dehnt und streckt", so Ottersböck.
Außerdem sinnvoll: die meist gesünderen Ernährungsgewohnheiten aus den Ferien fortzuführen. Statt Fastfood und Schokoriegel kann man etwa nachdenken, ob man nicht das Obst, das man sich in den Ferien morgens ins Müsli geschnitten hat, in die Brotdose packen und mitnehmen kann. Und warum nicht am Feierabend das leckere Essen nachkochen, das man am Urlaubsort genossen hat?
Erholung ist vor allem Kopfsache
Einem E-Mail-Check noch am Urlaubsort, um am ersten Arbeitstag sofort durchstarten zu können, erteilt Ottersböck indes eine klare Absage – sofern keine besonderen Vereinbarungen mit dem Arbeitgeber zur Erreichbarkeit im Urlaub getroffen wurden. "Letztlich führt das nur dazu, dass man gar nicht erst abschalten kann", erklärt sie. "Stellen Sie sich vor, Sie haben eine E-Mail vom Chef bekommen. Eventuell haben Sie dann das Gefühl, diese unbedingt gleich beantworten zu müssen."
In der heutigen Zeit, in der man immer und überall per Handy erreichbar sei, sei Erholung wesentlich davon abhängig, ob man gedanklich von der Arbeit loskomme. Deshalb empfiehlt die Expertin, die Nutzung sozialer Medien im Urlaub auf ein Minimum zu reduzieren.
Wen schon Tage vor dem Wiedereinstieg das Grauen packt, dem rät die Wissenschaftlerin zu einem "positiven Mindset" – sich etwa die Vorteile einer geregelten Arbeit ins Gedächtnis rufen. "Sie gibt unserem Alltag Struktur, verschafft uns Erfolgserlebnisse und bringt uns mit netten Kollegen oder Kunden zusammen", betont Ottersböck.
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