Kirchenbücher, DNA-Tests und Online-Datenbanken

Ahnenforschung: Auf der Suche nach den eigenen Wurzeln

Bonn - Manchmal erinnert noch ein vergilbtes Foto an frühere Familienmitglieder. Informationen über noch frühere Generationen verlieren sich. Wie Ahnenforscher, Datenbanken und DNA-Tests helfen, Licht ins Dunkel zu bringen.

Veröffentlicht am 24.02.2025 – 

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Woher komme ich, wer waren meine Vorfahren, gibt es gar noch unbekannte Blutsverwandte? Vielen Menschen ist es ein Anliegen, mehr über die eigene Familie und deren Geschichte zu erfahren – aus purem Interesse oder aufgrund von Familientraumata. Wer sich früher diese Fragen stelle, musste auf Kirchenbücher wie Taufregister zurückgreifen, wo beispielsweise Geburts-, Hochzeits- oder Sterbedaten sowie Name und Geschlecht vermerkt waren. Bis zum Jahr 1875 waren diese die einzigen sicheren Quellen, um Nachforschungen anzustellen.

Das änderte sich am 6. Februar vor 150 Jahren. Damals wurde das Gesetz über die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschließung verabschiedet. Demnach mussten zukünftig alle Geburten, Eheschließungen und Todesfälle bei den Standesämtern registriert werden. Eingerichtet wurden diese ein Jahr später, zum 1. Januar 1876. Anhand von Personennamen ließen sich nun auch Informationen zu Geburtsort, Eltern und Ehepartnern in Erfahrung bringen. Dieser Wegstein erleichterte die sogenannte Genealogie, also die Wissenschaft von Ursprung und Verwandtschaft der Geschlechter, erheblich. Heute helfen dabei auch eigens dafür eingerichtete internationale Datenbanken und DNA-Tests.

"Viel Geduld und ganz wenig Spucke"

Mit einem "überschaubaren Geldbetrag, viel Geduld und ganz wenig Spucke" für den DNA-Test hat sich auch der Entertainer Hape Kerkeling auf die Spuren seiner Vorfahren begeben. In seinem neuen Buch "Gebt mir etwas Zeit" verfolgt er die Geschichte seiner Familie zurück bis ins florierende Amsterdam des 17. Jahrhunderts. Überraschende Erkenntnis: seine Verwandtschaft mit dem britischen Königshaus. Demnach soll seine Oma Bertha eine illegitime Tochter von König Edward VII. gewesen sein.

Bei Kerkelings Recherche zeigte sich auch, wie komplex solche Nachforschungen sein können: Schnell fand er eine genetische Verbindung nach Skandinavien und in die Niederlande. "Ein bisschen Tschechien und Frankreich spielen rein. Aber auch der Schwabe, Pfälzer, Slowake und der Wiener waren nicht gänzlich unbeteiligt an meiner Entstehung." Eine ähnlich kunterbunte europäische Ahnenreihe komme bei vielen Deutschen vor, so Kerkelings Einschätzung.

Unerfüllte Hoffnung

Nicht jeder ist bei seinen Nachforschungen so erfolgreich wie der Entertainer. Wer mit seinem Latein am Ende ist, kann Ahnenforscher wie den Eisenacher Christian Hoske kontaktieren. Bei seinen Recherchen spielten DNA-Tests aber "nur eine untergeordnete Rolle". Vielmehr sei es oft das Interesse an der eigenen Familiengeschichte. "Oft werden Geschichten über einen längst verlorenen Adelstitel überliefert", erklärt Hoske. Meist bleibe dies eine unerfüllte Hoffnung: "In 15 Jahren hatte ich nicht einen Fall, wo sich solche Erzählungen bestätigt haben."

Der Ahnenforscher beobachtet, dass sich in den vergangenen Jahren vor allem junge Menschen auf die Suche begeben, "oft mit dem Hintergrund, mehr über Opa und Oma und deren Eltern und Großeltern zu erfahren" und damit auch Erkenntnisse für das eigene Leben zu gewinnen. "Nur wer weiß, woher er kommt, weiß, wohin er geht", zitiert er den früheren Bundespräsidenten Theodor Heuss. Hoskes Erfahrung: "Jede Generation birgt ihre eigenen Schicksale."

Bild: ©KNA/Joanna Nottebrock (Symbolbild)

Wo komme ich her? Wer waren meine Vorfahren? Die eigenen Wurzeln finden: Das ist ein beliebtes Thema – nicht nur im Alter.

Auch die Ahnenforschung geht mit der Zeit; Kirchenbücher sind inzwischen zunehmend digitalisiert – etwa über die Webportale "Matricula" und "Archion". Damit kann Ahnenforschung laut Hoske unabhängig von ihrem Wohnort betrieben werden. Noch vor einigen Jahren sei dies meist nur über das zuständige Bistums- oder Landeskirchenarchiv oder direkt über das Pfarramt möglich gewesen, "was zum Teil mit hohen Kosten verbunden war", sagt der Experte.

Kommerzielle Internetportale helfen Hobby-Ahnenforschern laut Hoske inzwischen weiter. "Ancestry" etwa bietet mit rund 500 Millionen historischen Originaldokumenten die größte Plattform im deutschsprachigen Raum. Das Portal wurde auch vom "Stern" mit "sehr gut" ausgezeichnet. "Kunden können dort digitalisierte und transkribierte Dokumente auf Namen, Vornamen und Geburtsort der Vorfahren durchsuchen und einen Stammbaum erstellen. Problematisch ist, dass die Angaben oft nicht durch Quellen abgesichert und nachprüfbar sind", sagt Hoske. Wer nicht die nötige Zeit mitbringe, sich in die Materie hineinzufuchsen, sollte besser einen Profi beauftragen.

DNA-Tests hierzulande kaum genutzt

Die Plattform "My Heritage" bietet auch DNA-Tests an und pflegt die Ergebnisse in ihre Datenbank ein. "Gerade dort registrieren sich viele Menschen aus Deutschland, und man erhält in der Regel sehr viele Treffer", erklärt "DNA-Detektiv" Alexander Alberts-Dakash. Dennoch sei die Wahrscheinlichkeit gering, durch einen Test über Datenbanken nahe Angehörige wie einen biologischen Vater zu finden. "Wer dort einen biologischen Elternteil sucht, müsste schon das Glück haben, dass Mutter oder Vater sich dort registriert haben. Im deutschsprachigen Raum gibt es noch vergleichsweise wenige Menschen, die dafür einen DNA-Test gemacht haben", erklärte er im "Münchner Merkur".

Alberts-Dakash ist tief in die Materie eingestiegen und begibt sich auf Spurensuche nach unbekannten Vätern oder Müttern, Erzeugern und Samenspendern. Mit seiner Expertise in Sozialwissenschaften und IT hat er 2023 in Hannover die erste Detektei für DNA-Genealogie und Familiensuche gegründet. An ihn wenden sich unter anderen Adoptierte, Soldaten- und sogenannte Kuckuckskinder, die auf der Suche nach ihren genetischen Wurzeln sind und die Rätsel ihrer Existenz ergründen möchten. "Die Familiensuche ist ein emotionaler Marathon, für den man nicht trainieren kann", sagt Alberts-Dakash.

Der Wunsch zu wissen, wer die eigenen Eltern sind, beschäftige Menschen überall und seit jeher. Dieses Wissen sei für Kinder wichtig, um eine stabile Identität aufzubauen. Die Gene hätten großen Anteil an der Identität. Dies betreffe nicht nur das Aussehen, sondern auch Persönlichkeit oder Interessen. "Ich erlebe es regelmäßig, dass Spenderkinder denselben Beruf wie ihre biologischen Väter gewählt haben, ohne das zu wissen."

von Angelika Prauß (KNA)

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